Zolpidem (Stilnox): Das Z-Schlafmittel im Überblick

Umfassende Informationen über Wirkung, Dosierung, Nebenwirkungen und das Abhängigkeitsrisiko von Zolpidem als Kurzzeittherapie bei Schlafstörungen.

Was ist Zolpidem?

Zolpidem ist ein Schlafmittel aus der Gruppe der Z-Substanzen (auch Z-Drugs genannt). Der bekannteste Handelsname ist Stilnox, das Medikament ist aber auch als Generikum erhältlich. Obwohl Zolpidem chemisch kein Benzodiazepin ist, wirkt es sehr ähnlich und bindet an dieselben Rezeptoren im Gehirn.

Zolpidem wurde in den 1980er Jahren entwickelt mit dem Ziel, ein Schlafmittel zu schaffen, das weniger Nebenwirkungen und ein geringeres Abhängigkeitspotenzial hat als Benzodiazepine. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass auch Zolpidem ein erhebliches Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial besitzt.

💊 Wichtige Eckdaten

Wirkstoffgruppe: Z-Substanz (Non-Benzodiazepin-Hypnotikum)

Handelsname: Stilnox (und Generika)

Hauptanwendung: Einschlafstörungen (Kurzzeittherapie)

Wirkungseintritt: 15-30 Minuten nach Einnahme

Wirkdauer: 4-6 Stunden

Verschreibungspflicht: Ja (Betäubungsmittelrezept)

Unterschied zu Benzodiazepinen

Obwohl Zolpidem an GABA-Rezeptoren bindet wie Benzodiazepine, gibt es einige Unterschiede:

  • Selektive Bindung: Zolpidem bindet bevorzugt an bestimmte Untertypen des GABA-Rezeptors
  • Hauptsächlich schlaffördernd: Weniger angstlösende und muskelentspannende Wirkung
  • Kürzere Wirkdauer: Speziell für Einschlafstörungen entwickelt
  • Keine aktiven Metaboliten: Wird vollständig zu unwirksamen Stoffwechselprodukten abgebaut

Wichtig: Trotz dieser Unterschiede besitzt Zolpidem ein ähnlich hohes Abhängigkeitspotenzial wie Benzodiazepine und sollte genauso vorsichtig verwendet werden.

Wie wirkt Zolpidem?

Zolpidem verstärkt die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im Gehirn. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter und dämpft die Aktivität der Nervenzellen.

Wirkmechanismus im Detail

Das Medikament bindet an spezielle GABA-A-Rezeptoren, besonders an den Omega-1-Subtyp. Diese Rezeptoren sind vor allem für die schlafanstoßende Wirkung verantwortlich. Durch die Bindung wird:

  • Die Einschlafzeit verkürzt
  • Die Schlafdauer verlängert
  • Die Schlafqualität verbessert (weniger nächtliches Erwachen)
  • Das zentrale Nervensystem beruhigt

Im Gegensatz zu Benzodiazepinen hat Zolpidem weniger stark ausgeprägte Wirkungen auf:

  • Muskelentspannung
  • Angstlösung
  • Krampflösung

Pharmakokinetik

Zolpidem zeichnet sich durch eine sehr schnelle Aufnahme und relativ kurze Wirkdauer aus:

Eigenschaft Wert
Wirkungseintritt 15-30 Minuten
Maximale Konzentration Nach 0,5-3 Stunden
Halbwertszeit 2-3 Stunden (bei Älteren länger)
Wirkdauer 4-6 Stunden
Abbau In der Leber, keine aktiven Metaboliten

Die kurze Halbwertszeit macht Zolpidem besonders geeignet für Einschlafstörungen. Bei Durchschlafstörungen ist es weniger wirksam, da die Wirkung nach einigen Stunden nachlässt.

⏱️ Schneller Wirkungseintritt

Zolpidem wirkt sehr schnell! Nehmen Sie es unmittelbar vor dem Schlafengehen ein, wenn Sie bereits im Bett liegen. Nach der Einnahme sollten Sie keine Tätigkeiten mehr ausführen, da die Wirkung innerhalb von 15-30 Minuten einsetzt.

Anwendungsgebiete

Zolpidem ist zugelassen für die Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen. Es sollte nur eingesetzt werden, wenn die Schlafstörung schwerwiegend ist und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.

Hauptanwendungsgebiet

Einschlafstörungen – besonders geeignet bei:

  • Schwierigkeiten beim Einschlafen
  • Lange Einschlafzeiten (über 30 Minuten)
  • Grübeln und Gedankenkreisen beim Versuch einzuschlafen
  • Situativen Schlafstörungen (z.B. nach belastenden Ereignissen)

Weniger geeignet bei:

  • Durchschlafstörungen (Wirkung zu kurz)
  • Früherwachen
  • Chronischen Schlafstörungen (besser: nicht-medikamentöse Therapie)

⏱️ Nur Kurzzeittherapie!

Zolpidem ist ausschließlich für die Kurzzeitbehandlung zugelassen. Die Behandlungsdauer sollte so kurz wie möglich sein:

  • Ideal: Nur wenige Tage
  • Maximum: 2-4 Wochen (einschließlich Ausschleichphase)

Eine längere Anwendung erhöht das Risiko einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit erheblich.

Wann Zolpidem NICHT das richtige Mittel ist

Zolpidem sollte nicht die erste Behandlungsoption sein. Vor der medikamentösen Therapie sollten immer andere Maßnahmen versucht werden:

  • Schlafhygiene verbessern: Regelmäßige Schlafenszeiten, optimale Schlafumgebung
  • Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I): Nachweislich langfristig am wirksamsten
  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training
  • Grunderkrankungen behandeln: Depression, Angststörung, Schmerzen
  • Lebensgewohnheiten anpassen: Koffeinkonsum reduzieren, Bewegung tagsüber

Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von Zolpidem muss individuell durch den Arzt festgelegt werden. Die niedrigste wirksame Dosis sollte verwendet werden.

Übliche Dosierungen

Patientengruppe Dosierung
Erwachsene (Standard) 10 mg vor dem Schlafengehen
Ältere Patienten (über 65 Jahre) 5 mg (reduzierte Dosis)
Patienten mit Leber-/Nierenerkrankungen 5 mg (reduzierte Dosis)
Geschwächte Patienten 5 mg (reduzierte Dosis)
Maximaldosis 10 mg pro Tag (NIEMALS überschreiten!)

🚫 Maximaldosis beachten!

Die Tageshöchstdosis von 10 mg darf NIEMALS überschritten werden, auch nicht wenn die Wirkung nachlässt. Eine Dosiserhöhung ist ein Warnsignal für eine beginnende Toleranzentwicklung und Abhängigkeit!

Einnahmehinweise

  • Zeitpunkt: Unmittelbar vor dem Schlafengehen, bereits im Bett liegend
  • Ausreichend Zeit: Mindestens 7-8 Stunden Schlafzeit einplanen
  • Nüchtern einnehmen: Nicht direkt nach Mahlzeiten (verzögert Wirkung)
  • Mit Wasser: Tabletten unzerkaut mit Flüssigkeit schlucken
  • Sofort hinlegen: Nach Einnahme keine Tätigkeiten mehr ausführen
  • Nicht wiederholen: Wenn nachts aufgewacht, keine zweite Dosis nehmen

⚠️ Wichtige Sicherheitsregeln

Nach der Einnahme von Zolpidem:

  • SOFORT ins Bett gehen
  • Nicht mehr aufstehen (Sturzgefahr!)
  • Keine Tätigkeiten mehr ausführen
  • Kein Auto fahren oder Maschinen bedienen
  • Keinen Alkohol trinken
  • 7-8 Stunden für Schlaf einplanen

Am nächsten Morgen: Erst Auto fahren, wenn Sie sich vollständig wach und reaktionsfähig fühlen!

Besondere Personengruppen

Ältere Menschen: Bei Patienten über 65 Jahren ist besondere Vorsicht geboten. Die Dosis sollte bei 5 mg beginnen, da ältere Menschen empfindlicher reagieren und ein erhöhtes Sturzrisiko besteht.

Leber- oder Nierenerkrankungen: Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion muss die Dosis reduziert werden (5 mg), da der Abbau verzögert sein kann.

Kinder und Jugendliche: Zolpidem ist für Personen unter 18 Jahren nicht zugelassen.

Nebenwirkungen

Zolpidem kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen, von denen einige sehr ungewöhnlich und besorgniserregend sind.

Häufige Nebenwirkungen

  • Schläfrigkeit am nächsten Tag (besonders morgens)
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel und Benommenheit
  • Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gedächtnisstörungen (besonders für die Zeit nach der Einnahme)

Gelegentliche Nebenwirkungen

  • Verwirrtheit (besonders bei älteren Menschen)
  • Sehstörungen (Doppelbilder)
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Hautausschlag
  • Albträume
  • Depressive Verstimmung

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen

  • Paradoxe Reaktionen: Unruhe, Aggressivität, Halluzinationen
  • Allergische Reaktionen (Hautausschlag, Atemnot, Schwellungen)
  • Leberfunktionsstörungen
  • Atemdepression (besonders bei Schlafapnoe)

🚨 Sturzgefahr bei älteren Menschen

Bei älteren Patienten besteht ein erheblich erhöhtes Risiko für nächtliche Stürze. Zolpidem kann zu:

  • Schwindel und Benommenheit führen
  • Die Koordination beeinträchtigen
  • Zu Verwirrtheit führen

Stürze können schwere Folgen haben wie Knochenbrüche, besonders Hüftfrakturen. Bei älteren Menschen sollte Zolpidem nur mit größter Vorsicht eingesetzt werden.

Besondere Risiken: Schlafwandeln und komplexes Schlafverhalten

Eine der besorgniserregendsten Nebenwirkungen von Zolpidem ist das Auftreten von komplexen Verhaltensweisen im Schlaf, an die sich die Betroffenen nicht erinnern können.

Mögliche Verhaltensweisen im Schlaf

  • Schlafwandeln: Umhergehen in der Wohnung oder sogar Verlassen des Hauses
  • Essen im Schlaf: Zubereitung und Verzehr von Nahrung ohne bewusste Erinnerung
  • Autofahren im Schlaf: Extrem gefährlich! Es gab Berichte von Menschen, die unter Zolpidem-Einfluss Auto gefahren sind
  • Telefonieren im Schlaf: Führen von Gesprächen ohne spätere Erinnerung
  • Sexuelle Aktivitäten: Ohne bewusste Kontrolle oder Erinnerung

⚠️ WICHTIG: Komplexes Schlafverhalten

Diese Verhaltensweisen können lebensbedrohlich sein! Wenn bei Ihnen solche Episoden auftreten:

  • Setzen Sie Zolpidem sofort ab
  • Informieren Sie umgehend Ihren Arzt
  • Nehmen Sie das Medikament nicht wieder ein

Risikofaktoren:

  • Höhere Dosierungen (über 10 mg)
  • Kombination mit Alkohol
  • Kombination mit anderen dämpfenden Medikamenten
  • Zu wenig Schlafzeit nach Einnahme

Gedächtnisstörungen (Anterograde Amnesie)

Zolpidem kann zu Gedächtnislücken für die Zeit nach der Einnahme führen. Besonders gefährlich ist dies, wenn man nach der Einnahme noch Tätigkeiten ausführt. Beispiele:

  • Gespräche führen, an die man sich nicht erinnert
  • Entscheidungen treffen ohne spätere Erinnerung
  • Online-Käufe tätigen
  • Nachrichten versenden

Deshalb wichtig: Sofort nach Einnahme ins Bett gehen und keine Aktivitäten mehr ausführen!

Abhängigkeitsrisiko

Obwohl Zolpidem ursprünglich als sicherere Alternative zu Benzodiazepinen entwickelt wurde, zeigt sich in der Praxis ein erhebliches Abhängigkeitspotenzial.

Arten der Abhängigkeit

Körperliche Abhängigkeit:

  • Der Körper gewöhnt sich an das Medikament (Toleranzentwicklung)
  • Bei Absetzen treten Entzugssymptome auf
  • Kann bereits nach 1-2 Wochen täglicher Einnahme entstehen
  • Die ursprüngliche Dosis wirkt nicht mehr ausreichend

Psychische Abhängigkeit:

  • Starkes Verlangen nach dem Medikament
  • Gefühl, ohne Zolpidem nicht schlafen zu können
  • Angst vor schlaflosen Nächten
  • Gedanken kreisen um die nächste Einnahme

Risikofaktoren für eine Abhängigkeit

  • Lange Einnahmedauer (über 2-4 Wochen)
  • Tägliche Einnahme ohne medikamentenfreie Tage
  • Dosiserhöhung auf eigene Faust
  • Frühere Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol, Drogen, andere Medikamente)
  • Psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen)
  • Chronischer Stress

Entzugssymptome

Beim Absetzen von Zolpidem nach längerer Einnahme können folgende Entzugserscheinungen auftreten:

  • Rebound-Insomnie: Schlafstörungen, die oft stärker sind als vor der Behandlung
  • Unruhe und Nervosität
  • Angst und Panikattacken
  • Zittern (Tremor)
  • Schwitzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopf- und Muskelschmerzen
  • Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
  • In schweren Fällen: Verwirrtheit, Halluzinationen, Krampfanfälle

⚠️ Niemals abrupt absetzen!

Ein plötzliches Absetzen von Zolpidem nach längerer Einnahme kann zu schweren Entzugssymptomen führen. Das Medikament muss immer langsam und unter ärztlicher Aufsicht ausgeschlichen werden!

Missbrauchspotenzial

Zolpidem wird teilweise missbräuchlich eingenommen:

  • In höheren Dosen als verschrieben
  • In Kombination mit Alkohol ("euphorisierende" Wirkung)
  • Tagsüber zur Entspannung
  • Zum "Runterkommen" nach Stimulanzien

Solcher Missbrauch ist extrem gefährlich und kann zu schweren gesundheitlichen Schäden, Unfällen und Abhängigkeit führen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Zolpidem kann mit vielen anderen Substanzen und Medikamenten gefährlich interagieren.

Lebensgefährliche Kombinationen

Alkohol:

  • NIEMALS Zolpidem mit Alkohol kombinieren!
  • Die dämpfende Wirkung wird massiv verstärkt
  • Erhöhtes Risiko für Atemdepression
  • Gefahr von Bewusstlosigkeit, Koma und Tod
  • Komplexe Schlafverhaltensweisen werden wahrscheinlicher

Andere dämpfende Medikamente:

  • Benzodiazepine (Diazepam, Lorazepam, Temazepam)
  • Andere Z-Substanzen (Zopiclon, Zaleplon)
  • Opioide (Tramadol, Morphin, Codein)
  • Starke Schmerzmittel
  • Bestimmte Antidepressiva
  • Antipsychotika
  • Antihistaminika mit dämpfender Wirkung

Medikamente, die den Abbau beeinflussen:

  • Verstärkung der Wirkung durch: Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir, Erythromycin
  • Abschwächung der Wirkung durch: Rifampicin, Carbamazepin, Phenytoin, Johanniskraut

Weitere Wechselwirkungen

  • Muskelrelaxantien: Verstärkte Muskelschwäche
  • Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI): Mögliche Verstärkung der Wirkung
  • Grapefruitsaft: Kann den Abbau verzögern und Wirkung verstärken

💊 Vor der Einnahme mitteilen

Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente und Substanzen, die Sie einnehmen, einschließlich:

  • Rezeptfreie Medikamente
  • Pflanzliche Präparate (besonders Johanniskraut)
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Alkoholkonsum
  • Drogen

Gegenanzeigen – Wann darf Zolpidem nicht eingenommen werden?

Es gibt bestimmte Situationen, bei denen Zolpidem nicht angewendet werden darf:

Absolute Gegenanzeigen

  • Überempfindlichkeit gegen Zolpidem
  • Myasthenia gravis (Muskelschwächekrankheit)
  • Schwere Ateminsuffizienz
  • Schlafapnoe-Syndrom (Atemaussetzer im Schlaf)
  • Schwere Leberinsuffizienz (Gefahr der Enzephalopathie)
  • Akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln oder Schmerzmitteln
  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Relative Gegenanzeigen (besondere Vorsicht erforderlich)

  • Chronische Atemwegserkrankungen (COPD, Asthma)
  • Leber- oder Nierenerkrankungen
  • Depression (kann Symptome verstärken)
  • Suizidgefährdung
  • Suchterkrankungen in der Vorgeschichte
  • Ältere Patienten (erhöhtes Sturzrisiko)

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft: Zolpidem sollte während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden:

  • Mögliche schädliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind
  • Risiko von Entzugssymptomen beim Neugeborenen
  • Bei Einnahme kurz vor der Geburt: Atemdepression beim Säugling

Stillzeit: Zolpidem geht in die Muttermilch über. In der Stillzeit sollte das Medikament nicht verwendet werden. Falls eine Behandlung unumgänglich ist, sollte abgestillt werden.

Zolpidem richtig absetzen

Das korrekte Absetzen von Zolpidem ist wichtig, um Entzugssymptome und Rebound-Effekte zu vermeiden.

Ausschleichplan

Das Absetzen sollte immer schrittweise unter ärztlicher Aufsicht erfolgen:

  1. Langsame Dosisreduktion: Die Dosis wird über mehrere Wochen allmählich verringert
  2. Individuelles Tempo: Je nach Einnahmedauer und Verträglichkeit
  3. Ärztliche Begleitung: Regelmäßige Kontrollen während des Absetzens
  4. Geduld: Der Prozess kann mehrere Wochen dauern

Beispiel für einen Ausschleichplan

Zeitraum Dosierung/Vorgehen
Woche 1-2 10 mg täglich (Ausgangsdosis)
Woche 3-4 5 mg täglich
Woche 5-6 5 mg jeden 2. Tag
Woche 7-8 5 mg jeden 3. Tag
Ab Woche 9 Komplett absetzen

Hinweis: Dies ist nur ein Beispiel. Der tatsächliche Plan muss individuell mit dem Arzt abgestimmt werden.

Unterstützende Maßnahmen beim Absetzen

  • Schlafhygiene optimieren: Regelmäßige Schlafenszeiten, kühles dunkles Zimmer
  • Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I): Sehr wirksam bei Schlafstörungen
  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit
  • Regelmäßige Bewegung: Sport am Tag (nicht abends)
  • Koffein reduzieren: Besonders nachmittags und abends
  • Alkohol meiden: Verschlechtert Schlafqualität
  • Tagesstruktur etablieren: Regelmäßiger Tagesablauf

💪 Rebound-Insomnie ist normal

In den ersten Tagen und Wochen nach dem Absetzen kann es zu vorübergehend verstärkten Schlafstörungen kommen (Rebound-Effekt). Das ist normal und bessert sich meist nach 1-2 Wochen.

Halten Sie durch! Mit Geduld und den richtigen Strategien gelingt das Absetzen in den meisten Fällen erfolgreich.

Alternativen zu Zolpidem

Aufgrund der Risiken von Zolpidem sollten zunächst immer Alternativen in Betracht gezogen werden.

Nicht-medikamentöse Alternativen (erste Wahl!)

Diese Methoden sind langfristig am wirksamsten und sollten immer zuerst versucht werden:

  • Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I): Wissenschaftlich nachgewiesen wirksamer als Medikamente bei chronischer Insomnie
  • Schlafhygiene: Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, optimale Schlafumgebung, Schlafrituale
  • Stimuluskontrolle: Bett nur zum Schlafen nutzen, bei Wachliegen aufstehen
  • Schlafrestriktion: Zeitlich begrenzte Zeit im Bett zur Erhöhung des Schlafdrucks
  • Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga
  • Achtsamkeitsbasierte Verfahren: Meditation, MBSR
  • Bewegung: Regelmäßiger Sport (nicht abends)

Pflanzliche Präparate

  • Baldrian: Traditionelles Schlafmittel, milde Wirkung
  • Hopfen: Oft in Kombination mit Baldrian
  • Passionsblume: Beruhigend und schlaffördernd
  • Lavendel: Entspannende Wirkung
  • Melisse: Beruhigend bei Unruhe

Hinweis: Auch pflanzliche Mittel sind nicht für Dauereinnahme gedacht und können Nebenwirkungen haben.

Andere Schlafmittel

Andere Z-Substanzen:

  • Zopiclon: Ähnlich wie Zolpidem, längere Wirkdauer
  • Zaleplon: Sehr kurze Wirkdauer, nur zum Einschlafen

Benzodiazepine:

  • Temazepam: Mittellang wirksam
  • Ähnliches Abhängigkeitspotenzial wie Zolpidem

Sedierende Antidepressiva:

  • Mirtazapin: Bei gleichzeitiger Depression, schlaffördernd
  • Trazodon: Niedrig dosiert als Schlafmittel
  • Amitriptylin: Trizyklisches Antidepressivum, sedierend

Weitere Optionen:

  • Melatonin: Besonders bei älteren Menschen oder Jetlag
  • Antihistaminika: Doxylamin, Diphenhydramin (nur kurzfristig)

Behandlung nach Grunderkrankung

Oft sind Schlafstörungen Symptom einer anderen Erkrankung:

  • Depression: Antidepressive Therapie (z.B. Escitalopram, Sertralin)
  • Angststörungen: SSRI/SNRI oder Psychotherapie
  • Chronische Schmerzen: Schmerztherapie optimieren
  • Restless-Legs-Syndrom: Spezifische Behandlung
  • Schlafapnoe: CPAP-Therapie

🌿 Langfristig erfolgreich ohne Medikamente

Studien zeigen: Die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) ist langfristig wirksamer als jedes Medikament und hat keine Nebenwirkungen. Sie sollte die erste Behandlungsoption bei chronischen Schlafstörungen sein.

Fazit: Zolpidem sicher und verantwortungsvoll nutzen

Zolpidem ist ein wirksames Schlafmittel bei akuten Einschlafstörungen, birgt aber erhebliche Risiken:

✅ Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Nur Kurzzeittherapie: Maximal 2-4 Wochen
  • Streng verschreibungspflichtig: Nie ohne ärztliche Verordnung
  • Sofort ins Bett: Nach Einnahme keine Tätigkeiten mehr
  • Abhängigkeitsrisiko: Hoch, auch bei korrekter Anwendung
  • Komplexes Schlafverhalten möglich: Schlafwandeln, Essen, Autofahren im Schlaf
  • Kein Alkohol: Lebensgefährliche Wechselwirkung
  • Nicht abrupt absetzen: Immer langsam ausschleichen
  • Maximaldosis beachten: Nie mehr als 10 mg pro Tag
  • Alternativen bevorzugen: KVT-I ist langfristig wirksamer

⚠️ Wann sofort zum Arzt?

Kontaktieren Sie umgehend einen Arzt, wenn:

  • Komplexe Verhaltensweisen im Schlaf auftreten
  • Gedächtnislücken für längere Zeiträume bestehen
  • Paradoxe Reaktionen auftreten (Unruhe, Aggression, Halluzinationen)
  • Atemschwierigkeiten entstehen
  • Allergische Reaktionen auftreten
  • Sie das Bedürfnis verspüren, die Dosis zu erhöhen
  • Sie Schwierigkeiten beim Absetzen haben

Zolpidem kann kurzfristig eine wertvolle Hilfe bei akuten Schlafstörungen sein. Langfristig sind jedoch nicht-medikamentöse Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie die bessere und sicherere Wahl für einen gesunden Schlaf ohne Abhängigkeit.