Mirtazapin (Remeron)

NaSSA-Antidepressivum mit schneller Wirkung – besonders bei Depression mit Schlafstörungen und Appetitlosigkeit

📋 Mirtazapin auf einen Blick

Wirkstoffklasse
NaSSA
Handelsname
Remeron
Rezeptpflicht
Verschreibungspflichtig
Wirkungseintritt
1-2 Wochen
Typische Dosierung
15-45 mg/Tag
Einnahme
1x täglich abends

Was ist Mirtazapin?

Mirtazapin (Handelsname Remeron) ist ein Antidepressivum mit einem einzigartigen Wirkmechanismus. Es gehört zur Gruppe der NaSSA (Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva) und nimmt damit eine Sonderstellung unter den Antidepressiva ein.

Im Gegensatz zu SSRI wie Sertralin, die die Wiederaufnahme von Serotonin hemmen, wirkt Mirtazapin über spezifische Rezeptoren. Dies führt zu einem ganz anderen Nebenwirkungsprofil: Mirtazapin verursacht keine sexuellen Funktionsstörungen und keine Übelkeit, macht dafür aber oft müde und führt zu Gewichtszunahme.

Mirtazapin ist besonders geeignet bei Depressionen mit Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, da es genau diese Symptome direkt verbessert. Es wird seit 1994 eingesetzt und gehört zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva in Deutschland.

Besonderheiten von Mirtazapin

✅ Große Vorteile von Mirtazapin

  • Keine sexuellen Funktionsstörungen: Im Gegensatz zu SSRI bleibt die Sexualität unbeeinflusst
  • Keine Übelkeit: Mirtazapin blockiert die Rezeptoren, die Übelkeit auslösen
  • Verbessert den Schlaf: Oft schon in der ersten Nacht deutlich spürbar
  • Steigert den Appetit: Gut bei untergewichtigen depressiven Patienten
  • Schneller Wirkungseintritt: Oft schon nach 1-2 Wochen erste Besserung
  • Gut kombinierbar: Kann mit SSRI kombiniert werden ("California Rocket Fuel")
  • Weniger Wechselwirkungen: Im Vergleich zu vielen anderen Antidepressiva

⚠️ Nachteile von Mirtazapin

  • Gewichtszunahme: Sehr häufig, 5-10 kg sind normal, kann auch mehr sein
  • Starke Müdigkeit: Vor allem zu Beginn der Behandlung
  • Tagesmüdigkeit: Kann den Alltag beeinträchtigen
  • Heißhunger: Besonders auf Süßes und Kohlenhydrate
  • Paradoxe Dosierung: Bei niedriger Dosis (15 mg) oft müder als bei höherer Dosis

Anwendungsgebiete

Mirtazapin ist in Deutschland für folgende Erkrankung zugelassen:

Depression (Hauptindikation)

Mirtazapin ist zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen zugelassen. Es eignet sich besonders für Patienten mit:

Weitere Anwendungen (Off-Label)

Mirtazapin wird manchmal auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt:

💡 Wann ist Mirtazapin besonders geeignet?

Mirtazapin ist die optimale Wahl bei Depression mit:

  • Schweren Einschlaf- oder Durchschlafstörungen
  • Deutlicher Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Unverträglichkeit von SSRI (wegen Übelkeit oder sexuellen Nebenwirkungen)
  • Gleichzeitiger Angst
  • Untergewicht

Weniger geeignet bei:

  • Normalgewicht oder Übergewicht (Gewichtszunahme problematisch)
  • Berufstätigkeit mit hohen Anforderungen an Wachheit (Tagesmüdigkeit)
  • Diabetes mellitus (Gewichtszunahme und Blutzuckererhöhung)

Wirkungsweise – Einzigartig unter Antidepressiva

Mirtazapin hat einen völlig anderen Wirkmechanismus als SSRI oder trizyklische Antidepressiva. Es wirkt NICHT durch Wiederaufnahmehemmung, sondern über Rezeptor-Blockaden:

Hauptwirkung: Erhöhung von Noradrenalin und Serotonin

Mirtazapin blockiert Alpha-2-Autorezeptoren im Gehirn. Diese Rezeptoren bremsen normalerweise die Ausschüttung von Noradrenalin und Serotonin. Durch die Blockade werden diese Bremsen gelöst und mehr Noradrenalin und Serotonin ausgeschüttet.

Spezifische Serotonin-Wirkung

Mirtazapin blockiert zusätzlich bestimmte Serotonin-Rezeptoren (5-HT2 und 5-HT3), während andere Serotonin-Rezeptoren (5-HT1) aktiviert werden. Dies erklärt, warum Mirtazapin KEINE Übelkeit und KEINE sexuellen Funktionsstörungen verursacht – diese Nebenwirkungen entstehen durch 5-HT2- und 5-HT3-Aktivierung.

Nebenwirkungen durch Histamin-Blockade

Mirtazapin blockiert stark Histamin-H1-Rezeptoren. Dies führt zu:

Das Mirtazapin-Paradoxon: Bei niedriger Dosis müder

Eine Besonderheit von Mirtazapin: Bei 7,5-15 mg ist die Müdigkeit oft STÄRKER als bei 30-45 mg. Dies erscheint paradox, hat aber einen klaren Grund:

Praktische Konsequenz: Wenn Sie unter Tagesmüdigkeit leiden, kann eine ERHÖHUNG der Dosis von 15 mg auf 30-45 mg die Müdigkeit paradoxerweise VERRINGERN!

Dosierung und Einnahme

Standarddosierung

Situation Anfangsdosis Zieldosis Maximaldosis
Depression (Standard) 15-30 mg/Tag 30 mg/Tag 45 mg/Tag
Depression + starke Schlafprobleme 15 mg abends 15-30 mg/Tag 45 mg/Tag
Tagesmüdigkeit ist Problem 30 mg abends 30-45 mg/Tag 45 mg/Tag
Reine Schlafstörung (Off-Label) 7,5-15 mg 7,5-15 mg/Tag 30 mg/Tag

Einnahmeempfehlungen

Dosissteigerung

Die Dosis kann in Schritten von 15 mg erhöht werden:

💡 Strategie bei Tagesmüdigkeit

Wenn Sie unter starker Tagesmüdigkeit leiden:

  • Option 1: Dosis ERHÖHEN auf 30-45 mg (nutzt das Mirtazapin-Paradoxon)
  • Option 2: Einnahme früher am Abend (z.B. 19-20 Uhr statt 22 Uhr)
  • Option 3: Dosis VERRINGERN auf 7,5 mg (nur bei reiner Schlafstörung sinnvoll)
  • Nicht sinnvoll: Einnahme morgens (macht tagsüber noch müder)

Besondere Patientengruppen

Ältere Patienten (über 65 Jahre): Mit niedrigeren Dosen beginnen (15 mg). Ältere Menschen sind empfindlicher für Sedierung und Sturzgefahr.

Leber- und Nierenerkrankungen: Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion Dosis reduzieren oder Einnahmeintervall verlängern.

Kinder und Jugendliche: Nicht empfohlen, da keine ausreichenden Sicherheitsdaten vorliegen.

Wirkungseintritt

Verschiedene Wirkungen treten zu unterschiedlichen Zeiten ein

Mirtazapin hat mehrere Wirkkomponenten, die unterschiedlich schnell einsetzen:

✅ Was können Sie erwarten?

Bei erfolgreicher Behandlung mit Mirtazapin:

  • Sofort (1. Nacht): Besserer Schlaf, leichteres Einschlafen
  • Nach wenigen Tagen: Mehr Appetit, Sie essen wieder mit Genuss
  • Nach 1-2 Wochen: Aufgehellte Stimmung, weniger Grübeln
  • Nach 2-4 Wochen: Mehr Energie, mehr Interesse an Aktivitäten
  • Nach 4-6 Wochen: Deutlich gebesserte Lebensqualität

Schneller als SSRI

Im Vergleich zu SSRI, die oft 2-4 Wochen bis zum Wirkungseintritt brauchen, zeigt Mirtazapin häufig schon nach 1-2 Wochen erste deutliche Erfolge. Dies ist ein wichtiger Vorteil für Patienten, die schnell Linderung benötigen.

Was tun, wenn es nicht wirkt?

Wenn nach 2-3 Wochen keine ausreichende Besserung eintritt:

Nebenwirkungen

Mirtazapin hat ein sehr spezifisches Nebenwirkungsprofil, das sich deutlich von SSRI unterscheidet.

Sehr häufige Nebenwirkungen (mehr als 10%)

Häufige Nebenwirkungen (1-10%)

Gelegentliche Nebenwirkungen (0,1-1%)

Seltene aber ernste Nebenwirkungen

⚠️ Agranulozytose – selten aber gefährlich!

In sehr seltenen Fällen (ca. 1 von 10.000 Patienten) kann Mirtazapin eine Agranulozytose verursachen – einen gefährlichen Mangel an weißen Blutkörperchen.

Warnzeichen:

  • Fieber, Halsschmerzen, Schleimhautentzündungen
  • Grippeartige Symptome
  • Starke Abgeschlagenheit

Bei diesen Symptomen sofort zum Arzt und Blutbild machen lassen! Meist tritt dies in den ersten Wochen der Behandlung auf.

Was Mirtazapin NICHT verursacht

Im Gegensatz zu SSRI verursacht Mirtazapin typischerweise NICHT:

Gewichtszunahme – Das Hauptproblem

Die Gewichtszunahme ist die häufigste und für viele Patienten belastendste Nebenwirkung von Mirtazapin.

Warum nehme ich so stark zu?

Mehrere Mechanismen führen zur Gewichtszunahme:

Wie viel Gewichtszunahme ist normal?

Was kann ich gegen die Gewichtszunahme tun?

Prävention von Anfang an:

Bei bereits eingetretener Gewichtszunahme:

💡 Wann ist Gewichtszunahme erwünscht?

Bei einigen Patienten ist die Gewichtszunahme therapeutisch erwünscht:

  • Untergewicht durch Depression
  • Magersucht in der Vorgeschichte
  • Starke Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust durch schwere Erkrankung

In diesen Fällen ist Mirtazapin besonders gut geeignet!

Wechselwirkungen

Mirtazapin hat im Vergleich zu vielen anderen Antidepressiva relativ wenige Wechselwirkungen, da es nicht über CYP2D6 verstoffwechselt wird.

Wichtige Wechselwirkungen

MAO-Hemmer: Die Kombination mit MAO-Hemmern (z.B. Tranylcypromin) sollte vermieden werden. Nach Absetzen eines MAO-Hemmers sollten mindestens 14 Tage vergehen. Risiko: Serotonin-Syndrom.

Andere serotoninerge Medikamente: Vorsicht bei Kombination mit:

ZNS-dämpfende Medikamente: Die sedierende Wirkung kann verstärkt werden bei:

Medikamente, die Agranulozytose verursachen können: Vorsicht bei Kombination mit Medikamenten, die ebenfalls das Knochenmark beeinträchtigen (z.B. Carbamazepin, einige Antibiotika).

Alkohol

Alkohol sollte während der Behandlung mit Mirtazapin vermieden oder nur in sehr geringen Mengen konsumiert werden:

Vorteil: Weniger Wechselwirkungen als andere Antidepressiva

Da Mirtazapin nicht über CYP2D6 verstoffwechselt wird (im Gegensatz zu vielen SSRI und trizyklischen Antidepressiva), hat es weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Dies ist ein Vorteil bei Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen.

Gegenanzeigen

Mirtazapin darf NICHT eingenommen werden bei:

Vorsicht ist geboten bei:

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Die Datenlage zur Anwendung von Mirtazapin in der Schwangerschaft ist begrenzt:

Wenn eine medikamentöse Behandlung in der Schwangerschaft notwendig ist, sollten besser erprobte Alternativen wie Sertralin erwogen werden, zu denen mehr Erfahrungen vorliegen.

Stillzeit

Mirtazapin geht in die Muttermilch über. Die Konzentration in der Muttermilch ist relativ niedrig, aber die Sicherheit für den Säugling ist nicht ausreichend belegt. Während der Behandlung mit Mirtazapin sollte daher abgestillt werden oder auf ein Medikament mit besserer Datenlage für die Stillzeit gewechselt werden.

Absetzerscheinungen und Ausschleichen

Absetzerscheinungen möglich

Obwohl Mirtazapin nicht abhängig macht, kann es beim zu schnellen Absetzen zu Absetzerscheinungen kommen. Diese sind meist milder als bei SSRI, aber dennoch unangenehm.

Typische Absetzerscheinungen

⚠️ Niemals abrupt absetzen!

Setzen Sie Mirtazapin niemals plötzlich ab, auch wenn Sie sich besser fühlen! Ein abruptes Absetzen kann zu Absetzerscheinungen und einem Rückfall führen.

Besprechen Sie jede Änderung der Medikation immer zuerst mit Ihrem Arzt!

Richtiges Ausschleichen

Mirtazapin sollte langsam ausgeschlichen werden:

Wann kann Mirtazapin abgesetzt werden?

Besondere Hinweise

Fahrtüchtigkeit und Bedienen von Maschinen

Mirtazapin beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit, vor allem zu Beginn der Behandlung. Die Müdigkeit, Schläfrigkeit und Benommenheit können gefährlich sein. Fahren Sie kein Auto und bedienen Sie keine Maschinen, bis Sie genau wissen, wie Sie auf das Medikament reagieren. Viele Patienten können auch nach Wochen noch nicht sicher Auto fahren.

Suizidgedanken

Zu Beginn der Behandlung mit Antidepressiva kann es bei einigen Patienten zu einer Zunahme von Suizidgedanken kommen, besonders bei jungen Erwachsenen unter 25 Jahren.

⚠️ Bei Suizidgedanken sofort Hilfe holen

Wenn Sie Suizidgedanken entwickeln oder sich diese verstärken, informieren Sie sofort Ihren Arzt oder suchen Sie eine Notaufnahme auf. In akuten Krisen:

  • Notruf: 112
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (24h, kostenlos)

Manische Episoden bei bipolarer Störung

Mirtazapin kann bei Patienten mit bipolarer Störung eine manische Episode auslösen. Wenn Sie in der Vergangenheit manische Phasen hatten, sollte Mirtazapin nur mit einem Stimmungsstabilisierer kombiniert werden.

Ältere Patienten

Bei älteren Menschen (über 65 Jahre) ist besondere Vorsicht geboten:

Kombination: "California Rocket Fuel"

Eine bekannte und wirksame Strategie bei therapieresistenter Depression ist die Kombination von Mirtazapin mit einem SSRI oder SNRI. Diese Kombination wird umgangssprachlich "California Rocket Fuel" genannt.

Warum ist diese Kombination so wirksam?

Typische Kombinationen

Wichtig: Diese Kombination sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen! Risiko für Serotonin-Syndrom ist erhöht.

Vergleich mit anderen Antidepressiva

Mirtazapin vs. SSRI (z.B. Sertralin)

Eigenschaft Mirtazapin SSRI
Sexuelle Nebenwirkungen Keine Sehr häufig (40-80%)
Übelkeit Keine Häufig (20-40%)
Gewichtszunahme Sehr häufig (70-80%) Möglich (20-30%)
Schlafwirkung Sehr gut Variable/Verschlechterung
Tagesmüdigkeit Häufig Selten
Wirkungseintritt 1-2 Wochen 2-4 Wochen
Absetzerscheinungen Mild bis moderat Häufig moderat bis stark

Fazit: Mirtazapin ist besser bei Schlafstörungen und hat keine sexuellen Nebenwirkungen, führt aber häufiger zu Gewichtszunahme und Müdigkeit.

Mirtazapin vs. Trizyklische Antidepressiva

Mirtazapin vs. Agomelatin

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Macht Mirtazapin abhängig?

Nein, Mirtazapin macht nicht körperlich abhängig und hat kein Suchtpotenzial. Allerdings kann es beim abrupten Absetzen zu Absetzerscheinungen kommen. Dies ist keine Abhängigkeit, sondern eine Anpassungsreaktion des Körpers. Ein langsames Ausschleichen verhindert diese Probleme.

Warum bin ich so müde trotz Mirtazapin?

Mirtazapin blockiert stark Histamin-H1-Rezeptoren, was zu Müdigkeit führt. Paradoxerweise kann eine ERHÖHUNG der Dosis von 15 mg auf 30-45 mg die Tagesmüdigkeit verringern, da bei höheren Dosen auch mehr wach machendes Noradrenalin freigesetzt wird.

Nehme ich definitiv zu von Mirtazapin?

Nicht alle, aber 70-80% der Patienten nehmen zu. Die durchschnittliche Gewichtszunahme beträgt 5-10 kg, kann aber auch mehr sein. Wichtig ist, von Anfang an bewusst zu essen und sich regelmäßig zu bewegen.

Kann ich mit Mirtazapin Auto fahren?

Zu Beginn der Behandlung beeinträchtigt Mirtazapin die Fahrtüchtigkeit erheblich durch Müdigkeit und Benommenheit. Fahren Sie erst wieder Auto, wenn Sie wissen, wie Sie reagieren. Viele Patienten haben auch nach Wochen noch Einschränkungen.

Wann sollte ich Mirtazapin einnehmen?

Einmal täglich abends, 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen. Die sedierende Wirkung hilft beim Einschlafen. Morgens einzunehmen ist nicht sinnvoll, da dies zu starker Tagesmüdigkeit führt.

Was ist, wenn ich eine Dosis vergessen habe?

Wenn Sie die abendliche Einnahme vergessen haben: Nehmen Sie die Dosis nicht mehr spät nachts, sondern warten Sie bis zur nächsten regulären Einnahme am Abend. Nehmen Sie niemals die doppelte Menge.

Hilft Mirtazapin auch bei Angst?

Ja, Mirtazapin hat auch anxiolytische (angstlösende) Eigenschaften und wird manchmal bei Angststörungen eingesetzt, auch wenn dies nicht die Hauptindikation ist. Besonders gut wirkt es bei Depression mit Angst.

Kann ich Mirtazapin mit SSRI kombinieren?

Ja, die Kombination ("California Rocket Fuel") ist bei therapieresistenter Depression sehr wirksam. Sie sollte aber nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da das Risiko für ein Serotonin-Syndrom erhöht ist.

Warum ist 15 mg müder als 30 mg?

Das ist das Mirtazapin-Paradoxon: Bei 15 mg dominiert die sedierende Histamin-Blockade. Bei 30-45 mg wird zusätzlich mehr Noradrenalin freigesetzt, das wach macht und die Sedierung teilweise aufhebt. Wenn Sie sehr müde sind, kann eine Dosiserhöhung paradoxerweise helfen!

Zusammenfassung

✅ Die wichtigsten Punkte zu Mirtazapin

  • Mirtazapin ist ein NaSSA-Antidepressivum mit einzigartigem Wirkmechanismus
  • Besonders geeignet bei Depression MIT Schlafstörungen und Appetitlosigkeit
  • Große Vorteile: Keine sexuellen Nebenwirkungen, keine Übelkeit, verbessert Schlaf
  • Hauptnachteil: Gewichtszunahme sehr häufig (70-80%, durchschnittlich 5-10 kg)
  • Paradoxon: Bei 15 mg oft müder als bei 30-45 mg
  • Schneller Wirkungseintritt (1-2 Wochen) im Vergleich zu SSRI
  • Dosierung: 15-45 mg täglich, abends vor dem Schlafengehen
  • Gut kombinierbar mit SSRI bei Therapieresistenz
  • Langsames Ausschleichen wichtig
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen empfohlen

💡 Für wen ist Mirtazapin besonders geeignet?

Besonders geeignet für:

  • Depression mit ausgeprägten Schlafstörungen
  • Depression mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Untergewichtige depressive Patienten
  • Unverträglichkeit von SSRI (Übelkeit, sexuelle Nebenwirkungen)
  • Depression mit Angst
  • Ältere Patienten mit Schlafproblemen

Weniger geeignet für:

  • Normalgewichtige oder übergewichtige Patienten (Gewichtszunahme problematisch)
  • Berufstätige mit hohen Anforderungen an Wachheit
  • Patienten mit Diabetes (Gewichtszunahme verschlechtert Blutzucker)
  • Wenn Gewichtszunahme unbedingt vermieden werden muss

Quellen und weiterführende Informationen

Dieser Artikel basiert auf Fachinformationen, wissenschaftlichen Studien und klinischen Leitlinien. Für weitere Informationen konsultieren Sie bitte:

Stand der Informationen: Januar 2025