Fluphenazin - Klassisches Antipsychotikum

Umfassende Informationen über Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen des typischen Neuroleptikums bei Schizophrenie

Was ist Fluphenazin?

Fluphenazin ist ein klassisches Antipsychotikum aus der Gruppe der typischen Neuroleptika. Es gehört zur chemischen Klasse der Phenothiazine und wird seit den 1960er Jahren in der Psychiatrie eingesetzt. Fluphenazin dient hauptsächlich der Behandlung von Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen.

Als typisches Neuroleptikum wirkt Fluphenazin vorrangig über die Blockade von Dopamin-Rezeptoren im Gehirn. Es ist sowohl als Tablette zur täglichen Einnahme als auch als Depot-Spritze für eine Langzeitwirkung verfügbar.

💡 Gut zu wissen

Handelsname: Lyogen, Dapotum (weitere Handelsnamen je nach Land)

Wirkstoffklasse: Typisches Antipsychotikum, Phenothiazin

Verschreibung: Verschreibungspflichtig (Rezept erforderlich)

Darreichungsformen: Tabletten, Tropfen, Depot-Injektionen

Wie wirkt Fluphenazin?

Fluphenazin entfaltet seine antipsychotische Wirkung durch die Blockade von Dopamin-D2-Rezeptoren im Gehirn. Bei psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie geht man von einer Überaktivität des Dopamin-Systems aus. Durch die Hemmung dieser Rezeptoren werden psychotische Symptome gemildert.

Wirkmechanismus im Detail

Fluphenazin wirkt an verschiedenen Stellen im Gehirn:

  • Mesolimbisches System: Reduziert Positivsymptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen
  • Mesokortikales System: Hier kann die Blockade auch zu Negativsymptomen führen
  • Nigrostriatales System: Hier entstehen die typischen Bewegungsstörungen (extrapyramidale Symptome)
  • Tuberoinfundibuläres System: Erhöhter Prolaktin-Spiegel durch Dopamin-Blockade

Wirkungseintritt und Dauer

Bei oraler Einnahme (Tabletten/Tropfen) tritt die Wirkung innerhalb weniger Stunden ein. Die volle therapeutische Wirkung entwickelt sich jedoch erst nach mehreren Wochen kontinuierlicher Einnahme. Bei Depot-Injektionen wirkt das Medikament über 2 bis 4 Wochen.

🔬 Wissenschaftlich erklärt

Fluphenazin hat eine sehr hohe Affinität zu Dopamin-D2-Rezeptoren und blockiert diese stark. Das erklärt sowohl die gute antipsychotische Wirkung als auch das höhere Risiko für Bewegungsstörungen (extrapyramidale Symptome) im Vergleich zu modernen, atypischen Antipsychotika wie Risperidon oder Olanzapin.

Anwendungsgebiete von Fluphenazin

Fluphenazin wird hauptsächlich zur Behandlung folgender psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt:

Hauptindikationen

  • Schizophrenie: Behandlung akuter psychotischer Episoden und Langzeittherapie zur Rückfallprophylaxe
  • Andere Psychosen: Wahnhafte Störungen, schizoaffektive Störungen
  • Manie: Bei bipolaren Störungen zur Behandlung manischer Episoden
  • Schwere Erregungszustände: In psychiatrischen Notfallsituationen

Besondere Einsatzgebiete

Die Depot-Form von Fluphenazin ist besonders wertvoll bei Patienten mit:

  • Mangelnder Therapietreue (Non-Compliance)
  • Schwierigkeiten bei der täglichen Tabletteneinnahme
  • Chronischer Schizophrenie mit häufigen Rückfällen

⚠️ Wichtig zu beachten

Fluphenazin wird heute oft als Reservemedikament eingesetzt, wenn moderne atypische Antipsychotika nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden. Die Wahl des Antipsychotikums sollte immer individuell mit dem behandelnden Psychiater besprochen werden.

Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von Fluphenazin wird vom Arzt individuell festgelegt und richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, dem Ansprechen auf die Behandlung und der Verträglichkeit.

Typische Dosierungen (orale Form)

  • Anfangsdosis: 2,5 bis 10 mg pro Tag, aufgeteilt auf 2-3 Einzeldosen
  • Erhaltungsdosis: 2,5 bis 20 mg pro Tag
  • Maximaldosis: In schweren Fällen bis zu 40 mg pro Tag (unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle)

Depot-Injektionen (Fluphenazin-Decanoat)

  • Dosierung: 12,5 bis 100 mg alle 2-4 Wochen als intramuskuläre Injektion
  • Wirkdauer: 2 bis 4 Wochen (je nach Dosis und individuellem Stoffwechsel)
  • Vorteil: Bessere Therapietreue, gleichmäßiger Wirkstoffspiegel

Einnahmehinweise

Tabletten/Tropfen: Können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Eine Einnahme zum Essen kann Magenbeschwerden vorbeugen.

Regelmäßigkeit: Nehmen Sie Fluphenazin möglichst zur gleichen Tageszeit ein, um einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel zu gewährleisten.

🚫 Niemals ohne ärztliche Anweisung

Ändern Sie die Dosis niemals selbstständig! Eine zu hohe Dosis erhöht das Risiko für Nebenwirkungen erheblich. Eine zu niedrige Dosis kann zu einem Rückfall der psychotischen Symptome führen. Jede Dosisanpassung muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Nebenwirkungen von Fluphenazin

Wie alle Antipsychotika kann auch Fluphenazin Nebenwirkungen verursachen. Als typisches Neuroleptikum sind insbesondere Bewegungsstörungen häufiger als bei modernen, atypischen Antipsychotika.

Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen

Diese Nebenwirkungen treten bei mehr als 1 von 10 bzw. 1 von 100 Patienten auf:

  • Extrapyramidale Symptome (EPS): Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit, Zittern, unwillkürliche Bewegungen
  • Frühdyskinesien: Verkrampfungen der Gesichts-, Hals- oder Zungenmuskulatur (meist zu Beginn der Behandlung)
  • Parkinson-ähnliche Symptome: Verlangsamung, Steifheit, Zittern
  • Akathisie: Innere Unruhe, Bewegungsdrang, Unfähigkeit still zu sitzen
  • Müdigkeit und Sedierung: Besonders zu Behandlungsbeginn
  • Mundtrockenheit
  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme: Meist geringer als bei atypischen Antipsychotika

Prolaktin-bedingte Nebenwirkungen

Fluphenazin erhöht den Prolaktin-Spiegel, was zu folgenden Beschwerden führen kann:

  • Bei Frauen: Ausbleiben der Periode (Amenorrhö), Milchfluss aus der Brust
  • Bei Männern: Brustvergrößerung (Gynäkomastie), sexuelle Funktionsstörungen, verringerte Libido
  • Beide Geschlechter: Osteoporose-Risiko bei langfristiger Erhöhung

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen

🚨 Notfall - Sofort zum Arzt!

Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS): Lebensbedrohlicher Notfall mit hohem Fieber, Muskelsteifigkeit, Bewusstseinsstörungen, instabilem Blutdruck. Rufen Sie sofort den Notarzt (112)!

Spätdyskinesien: Nach Langzeitbehandlung können irreversible unwillkürliche Bewegungen auftreten, besonders im Gesicht (Zunge, Mund). Diese sind oft nicht mehr rückbildungsfähig!

Herzrhythmusstörungen: QT-Zeit-Verlängerung im EKG kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.

Weitere mögliche Nebenwirkungen

  • Niedrige Blutdruck-Werte, besonders beim Aufstehen (orthostatische Hypotonie)
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut
  • Verschwommenes Sehen, Akkomodationsstörungen
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Leberwerterhöhungen
  • Blutbildveränderungen (selten)

💡 Umgang mit Nebenwirkungen

Bewegungsstörungen können oft durch zusätzliche Medikamente (Anticholinergika wie Biperiden) gelindert werden. Bei starker Müdigkeit kann eine Dosisanpassung oder Verlegung der Einnahme auf den Abend helfen.

Wichtig: Informieren Sie Ihren Arzt über alle auftretenden Nebenwirkungen. Setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab!

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Fluphenazin kann mit zahlreichen anderen Medikamenten Wechselwirkungen eingehen. Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen, einschließlich rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungsmittel.

Wichtige Wechselwirkungen

Verstärkung der dämpfenden Wirkung:

  • Alkohol (verstärkte Sedierung, vermeiden Sie Alkohol während der Behandlung)
  • Beruhigungsmittel wie Lorazepam oder Diazepam
  • Schlafmittel wie Zopiclon
  • Opioide (starke Schmerzmittel)
  • Antihistaminika (Allergiemittel)

Erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen:

  • Andere Medikamente, die die QT-Zeit verlängern (z.B. bestimmte Antibiotika, Antiarrhythmika)
  • Elektrolytstörungen (niedriges Kalium oder Magnesium) erhöhen das Risiko zusätzlich

Verstärkung extrapyramidaler Symptome:

  • Andere Antipsychotika
  • Metoclopramid (Mittel gegen Übelkeit)
  • Lithium (erhöhtes Risiko für neurologische Nebenwirkungen)

Blutdrucksenkende Wirkung:

  • Blutdrucksenker (verstärkte Blutdrucksenkung möglich)
  • Alpha-Blocker

Abbau und Wirksamkeit:

  • Carbamazepin (beschleunigter Abbau von Fluphenazin, geringere Wirksamkeit)
  • Rauchen (beschleunigter Abbau)
  • Bestimmte Antidepressiva können den Fluphenazin-Spiegel erhöhen

⚠️ Besonders wichtig

Koffein und Nikotin: Starker Kaffeekonsum und Rauchen können die Wirkung von Fluphenazin abschwächen. Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, muss möglicherweise die Dosis angepasst werden.

Alkohol: Vermeiden Sie Alkohol vollständig während der Behandlung mit Fluphenazin. Die Kombination kann zu starker Müdigkeit, Bewusstseinsstörungen und gefährlichen Blutdruckabfällen führen.

Gegenanzeigen - Wann darf Fluphenazin nicht eingenommen werden?

In bestimmten Situationen darf Fluphenazin nicht oder nur unter strenger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.

Absolute Gegenanzeigen

  • Allergie: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Fluphenazin oder andere Phenothiazine
  • Koma oder starke Bewusstseinstrübung
  • Schwere Vergiftungen: Mit Alkohol, Schlafmitteln oder anderen dämpfenden Substanzen
  • Knochenmarkschädigung oder schwere Blutbildveränderungen
  • Phäochromozytom: Seltener Nebennierentumor

Relative Gegenanzeigen (Vorsicht erforderlich)

  • Parkinson-Erkrankung: Fluphenazin kann die Symptome verschlechtern
  • Epilepsie: Erhöhtes Anfallsrisiko, engmaschige Kontrolle nötig
  • Herzerkrankungen: Besonders bei QT-Zeit-Verlängerung oder Herzrhythmusstörungen
  • Leber- oder Nierenfunktionsstörungen: Dosisanpassung erforderlich
  • Prostatavergrößerung: Erschwerte Blasenentleerung möglich
  • Engwinkelglaukom: Erhöhter Augeninnendruck
  • Ältere Patienten: Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft: Fluphenazin sollte in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann es beim Neugeborenen zu Anpassungsstörungen kommen.

Stillzeit: Fluphenazin tritt in die Muttermilch über. Das Stillen sollte während der Behandlung vermieden oder die Therapie angepasst werden.

🚫 Wichtig für ältere Patienten

Bei älteren Menschen mit Demenz ist das Risiko für Schlaganfälle und Todesfälle unter typischen Antipsychotika wie Fluphenazin erhöht. Die Anwendung sollte nur erfolgen, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen und unter engster ärztlicher Überwachung.

Fluphenazin als Depot-Injektion

Eine Besonderheit von Fluphenazin ist die Verfügbarkeit als Depot-Präparat (Fluphenazin-Decanoat). Diese Form bietet entscheidende Vorteile in der Langzeitbehandlung von Schizophrenie.

Vorteile der Depot-Spritze

  • Bessere Therapietreue: Keine tägliche Tabletteneinnahme erforderlich
  • Gleichmäßiger Wirkstoffspiegel: Weniger Schwankungen als bei oraler Einnahme
  • Sicherheit: Keine versehentlich vergessenen oder doppelten Dosen
  • Rückfallprophylaxe: Deutlich weniger psychotische Rückfälle durch kontinuierliche Medikation
  • Planbarkeit: Regelmäßige Kontakte mit dem behandelnden Team (alle 2-4 Wochen)

Anwendung der Depot-Spritze

Die Injektion erfolgt intramuskulär, meist in den Gesäßmuskel oder den Oberarm. Die Verabreichung muss durch medizinisches Fachpersonal erfolgen.

Wirkungseintritt: Die volle Wirkung entwickelt sich über mehrere Tage bis Wochen. Zu Beginn kann eine Überbrückung mit Tabletten notwendig sein.

Wirkdauer: Je nach Dosis und individuellem Stoffwechsel 2 bis 4 Wochen, manchmal auch länger.

Nachteile und Überlegungen

  • Bei Nebenwirkungen kann nicht einfach abgesetzt werden (Wirkstoff bleibt im Körper)
  • Dosisanpassungen dauern länger als bei Tabletten
  • Injektionsschmerzen und lokale Reaktionen möglich
  • Regelmäßige Arzttermine erforderlich

💡 Für wen eignet sich die Depot-Form?

Die Depot-Injektion ist besonders geeignet für Patienten, die:

  • Schwierigkeiten haben, täglich Tabletten einzunehmen
  • Häufige Rückfälle aufgrund unregelmäßiger Medikamenteneinnahme erleben
  • Eine stabile, langfristige Behandlung bevorzugen
  • Die tägliche Erinnerung an die Erkrankung durch Tabletten als belastend empfinden

Absetzen von Fluphenazin

Das Absetzen von Fluphenazin muss immer schrittweise und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein plötzliches Absetzen kann zu Absetzerscheinungen und einem Rückfall der psychotischen Symptome führen.

Warum nicht abrupt absetzen?

Bei plötzlichem Absetzen können auftreten:

  • Absetz-Dyskinesien: Unwillkürliche Bewegungsstörungen
  • Cholinerge Rebound-Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Schlaflosigkeit
  • Psychotischer Rückfall: Wiederkehr von Halluzinationen, Wahn und anderen Symptomen
  • Unruhe und Angst

Richtiges Ausschleichen

Die Dosisreduktion sollte schrittweise über mehrere Wochen bis Monate erfolgen. Der genaue Plan wird vom Arzt individuell festgelegt und berücksichtigt:

  • Die aktuelle Dosis
  • Die Dauer der bisherigen Behandlung
  • Den Krankheitsverlauf und die Stabilität
  • Frühere Absetzversuche

Was ist bei der Depot-Form zu beachten?

Bei Depot-Injektionen ist das Absetzen komplexer, da der Wirkstoff noch wochenlang im Körper verbleibt. Der Arzt wird:

  • Die Abstände zwischen den Injektionen vergrößern
  • Die Dosis pro Injektion reduzieren
  • Möglicherweise auf orale Formen umstellen, die besser steuerbar sind

🚫 Niemals selbstständig absetzen!

Setzen Sie Fluphenazin niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab, auch wenn Sie sich gut fühlen oder die Nebenwirkungen als belastend empfinden. Ein unkontrolliertes Absetzen kann zu einem schweren Rückfall führen, der eine Notfallbehandlung erforderlich macht.

Besprechen Sie Probleme mit der Medikation offen mit Ihrem Arzt. Es gibt oft Lösungen wie Dosisanpassungen oder den Wechsel zu anderen Medikamenten.

Nach dem Absetzen

Auch nach erfolgreichem Absetzen ist eine engmaschige Nachbetreuung wichtig. Achten Sie auf Frühwarnzeichen eines Rückfalls wie:

  • Schlafstörungen
  • Zunehmende Anspannung oder Ängstlichkeit
  • Sozialer Rückzug
  • Misstrauen oder ungewöhnliche Gedanken
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Informieren Sie bei solchen Anzeichen umgehend Ihren Arzt.

Fluphenazin im Vergleich zu anderen Antipsychotika

Fluphenazin gehört zu den typischen (klassischen) Antipsychotika und unterscheidet sich in mehreren Aspekten von modernen, atypischen Antipsychotika.

Vorteile von Fluphenazin

  • Depot-Form verfügbar: Gute Option für Langzeitbehandlung und bei Non-Compliance
  • Starke antipsychotische Wirkung: Besonders bei Positivsymptomen (Halluzinationen, Wahn)
  • Geringere Gewichtszunahme: Im Vergleich zu vielen atypischen Antipsychotika wie Olanzapin
  • Lange Erfahrung: Seit Jahrzehnten im Einsatz, Langzeitwirkungen gut bekannt
  • Kostengünstig: Als älteres Medikament preiswerter als viele moderne Alternativen

Nachteile von Fluphenazin

  • Häufigere Bewegungsstörungen (EPS): Im Vergleich zu atypischen Antipsychotika
  • Risiko für Spätdyskinesien: Nach Langzeitanwendung
  • Starke Prolaktin-Erhöhung: Mit entsprechenden Nebenwirkungen
  • Wenig Wirkung auf Negativsymptome: Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug werden kaum verbessert
  • Keine Zulassung für andere Indikationen: Moderne Antipsychotika werden auch bei Depression, Angst etc. eingesetzt

Vergleich mit anderen typischen Antipsychotika

Haloperidol: Ähnlich stark antipsychotisch, ebenfalls hohes EPS-Risiko. Haloperidol wird häufiger in Akutsituationen eingesetzt, Fluphenazin eher in der Langzeittherapie (Depot).

Chlorpromazin: Schwächere antipsychotische Wirkung, stärker sedierend, etwas geringeres EPS-Risiko.

Vergleich mit atypischen Antipsychotika

Risperidon und Olanzapin: Heute oft Mittel der ersten Wahl. Geringeres EPS-Risiko, aber mehr Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen. Breiter einsetzbar.

Aripiprazol: Modernes atypisches Antipsychotikum mit günstigstigem Nebenwirkungsprofil, aber manchmal weniger stark antipsychotisch wirksam.

💡 Wann ist Fluphenazin die richtige Wahl?

Fluphenazin kann besonders sinnvoll sein bei:

  • Notwendigkeit einer Depot-Behandlung zur Sicherstellung der Therapietreue
  • Unverträglichkeit oder unzureichender Wirkung atypischer Antipsychotika
  • Guter Verträglichkeit in der Vergangenheit
  • Patienten ohne Bewegungsstörungen
  • Starken Positivsymptomen (Halluzinationen, Wahn)

Häufig gestellte Fragen zu Fluphenazin

Wie schnell wirkt Fluphenazin?

Eine erste dämpfende Wirkung kann innerhalb weniger Stunden eintreten. Die volle antipsychotische Wirkung entwickelt sich jedoch erst nach mehreren Wochen kontinuierlicher Einnahme. Bei Depot-Injektionen dauert der Wirkungseintritt einige Tage.

Macht Fluphenazin abhängig?

Nein, Fluphenazin macht nicht abhängig im klassischen Sinne. Es verursacht keine Sucht und kein Verlangen nach dem Medikament. Dennoch darf es nicht abrupt abgesetzt werden, da Absetzerscheinungen und Rückfälle auftreten können.

Kann ich unter Fluphenazin Auto fahren?

Fluphenazin kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen, besonders zu Beginn der Behandlung oder nach Dosiserhöhungen. Klären Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie fahrtüchtig sind. Verzichten Sie auf das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen, wenn Sie sich unsicher, schwindelig oder müde fühlen.

Wie lange muss ich Fluphenazin nehmen?

Die Behandlungsdauer ist individuell verschieden. Bei einer ersten psychotischen Episode wird oft mindestens 1-2 Jahre Behandlung empfohlen. Bei chronischer Schizophrenie kann eine Langzeittherapie oder sogar lebenslange Behandlung notwendig sein, um Rückfälle zu verhindern.

Was passiert, wenn ich eine Dosis vergessen habe?

Nehmen Sie die vergessene Dosis ein, sobald Sie daran denken. Ist es fast Zeit für die nächste Dosis, lassen Sie die vergessene aus und nehmen Sie die nächste wie gewohnt. Nehmen Sie niemals die doppelte Dosis ein! Bei häufigem Vergessen sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Lösungen wie Depot-Injektionen.

Verträgt sich Fluphenazin mit Alkohol?

Nein, Alkohol sollte während der Behandlung mit Fluphenazin vollständig vermieden werden. Die Kombination verstärkt die dämpfende Wirkung und kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.

Kann ich unter Fluphenazin schwanger werden oder ein Kind zeugen?

Fluphenazin kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, besonders durch die Prolaktin-Erhöhung. Dennoch sind Schwangerschaften möglich. Wenn Sie schwanger werden möchten oder bereits schwanger sind, besprechen Sie dies umgehend mit Ihrem Arzt. Setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab.