Was ist Bupropion?
Bupropion ist ein einzigartiges Antidepressivum, das sich grundlegend von anderen Antidepressiva unterscheidet. Anders als SSRI wie Sertralin oder SNRI wie Venlafaxin wirkt Bupropion als Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI). Es ist das einzige Antidepressivum, das primär auf Dopamin wirkt.
In Deutschland ist Bupropion unter dem Handelsnamen Elontril zur Behandlung von Depressionen zugelassen. International ist es auch als Wellbutrin bekannt. Für die Raucherentwöhnung wird es unter dem Namen Zyban vertrieben.
✅ Die Vorteile von Bupropion
Bupropion hat mehrere einzigartige Vorteile gegenüber anderen Antidepressiva:
- Keine sexuellen Nebenwirkungen – im Gegensatz zu SSRI/SNRI
- Keine Gewichtszunahme – oft sogar Gewichtsverlust
- Aktivierend und antriebssteigernd – gut bei Antriebsmangel
- Hilft beim Rauchstopp – reduziert Entzugssymptome
- Verbessert Konzentration – durch Dopaminwirkung
💊 Schnellübersicht Bupropion
- Wirkstoffklasse: NDRI (Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer)
- Handelsnamen: Elontril (Depression), Zyban (Raucherentwöhnung), Wellbutrin (international)
- Verfügbare Stärken: 150 mg, 300 mg (retardiert)
- Einnahme: 1-2x täglich, morgens oder morgens + mittags
- Wirkungseintritt: 2-4 Wochen
- Verschreibungspflichtig: Ja
Wie wirkt Bupropion?
Bupropion wirkt völlig anders als die meisten Antidepressiva. Es beeinflusst hauptsächlich Dopamin und Noradrenalin, nicht aber Serotonin.
Einzigartiger Wirkmechanismus
Bupropion hemmt die Wiederaufnahme von zwei Botenstoffen:
- Dopamin: Wichtig für Motivation, Antrieb, Freude und Belohnungsempfinden
- Noradrenalin: Wichtig für Energie, Wachheit und Konzentration
Durch diese duale Wirkung bleibt mehr Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt verfügbar. Dies führt zu:
- Verbesserter Stimmung
- Erhöhtem Antrieb und Energie
- Besserer Konzentration
- Gesteigerter Motivation
- Reduziertem Verlangen nach Nikotin
Warum keine sexuellen Nebenwirkungen?
Da Bupropion nicht auf Serotonin wirkt, verursacht es im Gegensatz zu SSRI und SNRI keine sexuellen Funktionsstörungen. Viele Patienten berichten sogar von einer Verbesserung der sexuellen Funktion, besonders wenn sie von einem SSRI zu Bupropion wechseln.
Wirkung bei der Raucherentwöhnung
Die Dopamin-Wirkung von Bupropion erklärt auch seine Wirksamkeit bei der Raucherentwöhnung. Nikotin erhöht die Dopaminausschüttung im Gehirn – Bupropion kann diesen Effekt teilweise ersetzen und reduziert dadurch:
- Verlangen nach Zigaretten
- Entzugssymptome
- Gereiztheit beim Rauchstopp
- Gewichtszunahme nach dem Aufhören
Anwendungsgebiete
In Deutschland zugelassen
| Präparat | Anwendungsgebiet |
|---|---|
| Elontril | Behandlung von Depressionen (Major Depression) |
| Zyban | Unterstützung der Raucherentwöhnung (in Kombination mit Verhaltenstherapie) |
Off-Label-Anwendungen
Bupropion wird manchmal auch außerhalb der offiziellen Zulassung eingesetzt:
- ADHS bei Erwachsenen: Verbesserung von Konzentration und Aufmerksamkeit
- Saisonal abhängige Depression (SAD): Winterdepression
- Bipolare Depression: Geringeres Risiko für manische Episoden als bei SSRI
- Sexuelle Funktionsstörungen: Durch andere Antidepressiva verursacht
- Chronisches Erschöpfungssyndrom: Verbesserung von Energie und Antrieb
Wann ist Bupropion besonders geeignet?
Bupropion ist eine gute Wahl bei Depression mit:
- Starkem Antriebsmangel und Müdigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Verlangsamung und Lethargie
- Gewichtszunahme durch andere Antidepressiva
- Sexuellen Nebenwirkungen durch SSRI/SNRI
- Gleichzeitigem Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören
Dosierung und Einnahme
Bupropion wird in retardierter Form eingenommen, was bedeutet, dass der Wirkstoff langsam über den Tag freigesetzt wird.
Dosierung bei Depression (Elontril)
- Startdosis: 150 mg/Tag (morgens)
- Nach 3-4 Tagen: Erhöhung auf 300 mg/Tag möglich
- Einnahme 300 mg: Entweder 1x 300 mg morgens ODER 2x 150 mg (morgens + mittags)
- Maximaldosis: 300 mg/Tag in Deutschland
Hinweis: In anderen Ländern sind höhere Dosen bis 450 mg/Tag zugelassen, in Deutschland jedoch nicht.
Dosierung zur Raucherentwöhnung (Zyban)
- Tag 1-3: 150 mg/Tag (morgens)
- Ab Tag 4: 2x 150 mg/Tag (morgens + abends), Abstand mind. 8 Stunden
- Rauchstopp: Zwischen Tag 7-14 der Behandlung
- Behandlungsdauer: 7-9 Wochen, maximal 12 Wochen
💡 Wichtige Einnahmehinweise
- Zeitpunkt: Morgens oder morgens + mittags (NICHT abends – kann Schlafprobleme verursachen)
- Mit/ohne Essen: Kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden
- Tablette ganz schlucken: Nicht zerteilen, zerkauen oder zerstoßen
- Mindestabstand: Bei 2x täglicher Einnahme mindestens 8 Stunden Abstand
- Nicht abends: Letzte Einnahme spätestens am frühen Nachmittag
- Regelmäßigkeit: Täglich zur gleichen Zeit einnehmen
Besondere Patientengruppen
Ältere Patienten
Bei Patienten über 65 Jahren sollte vorsichtig dosiert werden. Oft ist eine niedrigere Dosis ausreichend.
Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist eine Dosisreduktion erforderlich, oft auf maximal 150 mg/Tag, da Bupropion langsamer abgebaut wird.
Wann wirkt Bupropion?
Wie bei anderen Antidepressiva tritt die Wirkung nicht sofort ein:
- Erste Verbesserungen: Nach 1-2 Wochen möglich (oft schneller als SSRI)
- Deutliche Besserung: Nach 2-4 Wochen
- Volle Wirkung: Nach 4-6 Wochen
- Aktivierende Effekte: Können bereits in der ersten Woche spürbar sein
Manche Patienten berichten, dass Bupropion schneller wirkt als SSRI, besonders bezüglich Antrieb und Energie. Die volle antidepressive Wirkung benötigt aber auch hier Geduld.
Nebenwirkungen von Bupropion
Bupropion hat ein anderes Nebenwirkungsprofil als SSRI und SNRI. Viele typische Antidepressiva-Nebenwirkungen treten NICHT auf.
Häufige Nebenwirkungen (mehr als 1%)
- Schlafstörungen – Einschlafprobleme, lebhafte Träume (30%)
- Mundtrockenheit (bis zu 25%)
- Kopfschmerzen (25%)
- Übelkeit (besonders zu Beginn, 10-20%)
- Zittern (Tremor) (20%)
- Schwindel
- Schwitzen
- Unruhe und Nervosität
- Verstopfung
- Herzklopfen
Gelegentliche Nebenwirkungen
- Blutdruckerhöhung
- Herzrhythmusstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Sehstörungen (verschwommenes Sehen)
- Hautausschlag und Juckreiz
- Gewichtsverlust
- Appetitminderung
Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen
- Krampfanfälle – dosisabhängig, etwa 0,1-0,4%
- Schwere allergische Reaktionen
- Psychotische Symptome (Verwirrtheit, Halluzinationen)
- Manie oder Hypomanie (besonders bei bipolarer Störung)
⚠️ Krampfanfälle – wichtigste Nebenwirkung!
Das erhöhte Krampfrisiko ist die bedeutendste Nebenwirkung von Bupropion. Das Risiko steigt bei:
- Höheren Dosen (über 300 mg/Tag)
- Schneller Dosissteigerung
- Essstörungen (Bulimie, Anorexie)
- Gleichzeitigem Alkoholentzug oder Benzodiazepinentzug
- Epilepsie oder Krampfanfällen in der Vorgeschichte
- Schädel-Hirn-Trauma
- Gleichzeitiger Einnahme anderer krampfsenkender Medikamente
Bei einem Krampfanfall sofort den Notruf 112 wählen und Bupropion nicht mehr einnehmen!
Nebenwirkungen, die NICHT auftreten
Ein großer Vorteil von Bupropion ist, dass viele typische Antidepressiva-Nebenwirkungen NICHT vorkommen:
- KEINE sexuellen Funktionsstörungen – kann sogar die Libido steigern
- KEINE Gewichtszunahme – eher Gewichtsverlust
- KEINE Sedierung – wirkt eher aktivierend
- KEINE emotionale Abstumpfung
Schlafstörungen durch Bupropion
Die aktivierende Wirkung von Bupropion kann zu Schlafproblemen führen:
- Einschlafstörungen
- Durchschlafstörungen
- Lebhafte oder verstörende Träume
- Frühes Erwachen
Strategien gegen Schlafprobleme:
- Einnahme am Morgen (nicht abends!)
- Bei 2x täglicher Einnahme: letzte Dosis am frühen Nachmittag
- Dosisreduktion erwägen
- Schlafhygiene verbessern (feste Zeiten, kein Koffein am Abend)
- Bei Bedarf kurzfristig Schlafmittel (nach Rücksprache mit Arzt)
Gewicht und Bupropion
Ein großer Vorteil von Bupropion ist die Wirkung auf das Gewicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Antidepressiva führt Bupropion häufig zu Gewichtsverlust:
- Appetitminderung durch Dopaminwirkung
- Leicht erhöhter Stoffwechsel
- Reduziertes Verlangen nach Süßem
- Gewichtsverlust von 2-4 kg im ersten Jahr möglich
Dies macht Bupropion besonders attraktiv für Patienten, die durch andere Antidepressiva an Gewicht zugenommen haben oder bei denen Übergewicht ein Problem ist.
✅ Bupropion bei Gewichtsproblemen
Wenn Sie durch ein anderes Antidepressivum stark zugenommen haben, kann ein Wechsel zu Bupropion sinnvoll sein. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über diese Option. Bupropion wird in manchen Ländern sogar off-label zur Gewichtsreduktion eingesetzt (in Kombination mit anderen Wirkstoffen).
Absetzerscheinungen
Im Vergleich zu SSRI und SNRI hat Bupropion ein deutlich geringeres Risiko für Absetzerscheinungen. Dies liegt daran, dass es nicht auf Serotonin wirkt.
Mögliche Symptome beim Absetzen:
- Leichte Stimmungsverschlechterung
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- Bei Rauchern: erhöhtes Rauchverlangen
Die typischen SSRI-Absetzerscheinungen wie "Brain Zaps", Schwindel oder grippeähnliche Symptome treten bei Bupropion NICHT auf.
💡 Absetzen von Bupropion
Obwohl Absetzerscheinungen seltener sind, sollte Bupropion dennoch schrittweise ausgeschlichen werden:
- Bei 300 mg: Reduktion auf 150 mg für 1-2 Wochen, dann absetzen
- Bei 150 mg: Kann oft direkt abgesetzt werden, aber besser ausschleichen
- Langsamer bei längerer Einnahme (über 6 Monate)
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Bupropion kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren und wird in der Leber über bestimmte Enzyme verstoffwechselt (CYP2B6).
Wichtige Wechselwirkungen
| Medikamentengruppe | Wirkung/Risiko |
|---|---|
| MAO-Hemmer | Gefährliche Wechselwirkung – mindestens 14 Tage Abstand |
| Andere Antidepressiva | Mögliche Verstärkung der Wirkung, erhöhtes Krampfrisiko |
| Antipsychotika | Erhöhtes Krampfrisiko, gegenseitige Wirkverstärkung |
| Stimulanzien (z.B. Ritalin) | Verstärkte stimulierende Effekte, Blutdruckanstieg |
| Alkohol | Erhöhtes Krampfrisiko, besonders bei Alkoholentzug |
| Benzodiazepine | Erhöhtes Krampfrisiko beim Absetzen der Benzodiazepine |
Weitere Wechselwirkungen
- CYP2D6-Substrate: Bupropion hemmt dieses Enzym und kann andere Medikamente verstärken (z.B. Betablocker, manche Antidepressiva)
- Tamoxifen: Bupropion kann die Wirkung von Tamoxifen verringern
- Carbamazepin, Phenytoin: Können Bupropion-Spiegel senken
- Ritonavir: Kann Bupropion-Spiegel erhöhen
Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen
Absolute Kontraindikationen
- Krampfanfälle oder Epilepsie in der Vorgeschichte
- Essstörungen: Bulimie oder Anorexia nervosa (aktuell oder in der Vergangenheit)
- Schwere Leberzirrhose
- Tumor im Zentralnervensystem
- Abrupter Alkohol- oder Benzodiazepinentzug
- Gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern
- Überempfindlichkeit gegen Bupropion
- Bipolare Störung (kann Manie auslösen)
🚫 Wichtigste Kontraindikation: Essstörungen
Bupropion darf bei Bulimie oder Anorexie NICHT angewendet werden – auch nicht, wenn diese Erkrankungen in der Vergangenheit lagen! Das Krampfrisiko ist bei Essstörungen deutlich erhöht, da oft Elektrolytstörungen und andere Faktoren vorliegen, die Krampfanfälle begünstigen.
Relative Kontraindikationen (Vorsicht geboten)
- Leberfunktionsstörungen
- Nierenfunktionsstörungen
- Schädel-Hirn-Trauma in der Vorgeschichte
- Bluthochdruck (engmaschige Kontrolle nötig)
- Diabetes (kann Blutzucker beeinflussen)
- Psychotische Störungen
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Datenlage zu Bupropion in der Schwangerschaft ist begrenzt:
- Schwangerschaft: Sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden
- Stillzeit: Bupropion geht in die Muttermilch über – Stillzeit wird nicht empfohlen
Andere Antidepressiva wie Sertralin gelten in der Schwangerschaft als sicherer.
Kinder und Jugendliche
Bupropion ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht zugelassen. Die Sicherheit und Wirksamkeit in dieser Altersgruppe ist nicht ausreichend untersucht.
Bupropion und Autofahren
Bupropion kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, besonders zu Beginn der Behandlung:
- Schwindel kann auftreten
- Konzentrationsstörungen möglich
- Sehstörungen in seltenen Fällen
- Krampfrisiko beachten
🚗 Hinweise zum Autofahren
- Testen Sie zunächst, wie Sie auf Bupropion reagieren
- Seien Sie in den ersten Tagen vorsichtig
- Kein Autofahren nach Krampfanfällen
- Kein Alkohol am Steuer
Alkohol und Bupropion
Der Konsum von Alkohol während der Behandlung mit Bupropion ist problematisch:
- Erhöhtes Krampfrisiko: Alkohol senkt die Krampfschwelle zusätzlich
- Alkoholentzug besonders gefährlich: Stark erhöhtes Krampfrisiko
- Toleranzveränderung: Bupropion kann die Alkoholtoleranz senken
- Verstärkte Nebenwirkungen: Schwindel, Verwirrtheit
🍺 Alkohol und Bupropion
Wenn Sie Alkohol trinken möchten, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Vermeiden Sie größere Alkoholmengen vollständig. Bei regelmäßigem Alkoholkonsum oder Abhängigkeit ist Bupropion möglicherweise nicht das richtige Medikament für Sie.
Überdosierung
Eine Überdosierung mit Bupropion kann schwerwiegende Folgen haben:
Symptome einer Überdosierung
- Krampfanfälle (in bis zu 30% der Überdosierungen)
- Bewusstseinsstörungen
- Halluzinationen
- Beschleunigter Herzschlag
- Übelkeit und Erbrechen
- Zittern
- Verwirrtheit
- In schweren Fällen: Herzrhythmusstörungen, Koma
🆘 Bei Überdosierung
Rufen Sie sofort den Notruf 112 an! Eine Überdosierung mit Bupropion ist ein medizinischer Notfall, besonders wegen des Krampfrisikos.
Bupropion zur Raucherentwöhnung
Bupropion wird unter dem Handelsnamen Zyban zur Unterstützung der Raucherentwöhnung eingesetzt.
Wie hilft Bupropion beim Rauchstopp?
- Reduziert das Verlangen nach Nikotin
- Mindert Entzugssymptome (Reizbarkeit, Unruhe, Konzentrationsstörungen)
- Verhindert Gewichtszunahme nach dem Aufhören
- Verbessert die Stimmung während des Entzugs
Anwendung bei Raucherentwöhnung
Der Behandlungsplan sieht typischerweise so aus:
- Woche 1: Mit Bupropion beginnen, noch rauchen erlaubt
- Tag 7-14: Rauchstopp-Termin festlegen und durchführen
- Wochen 2-7: Rauchfrei mit Bupropion-Unterstützung
- Woche 7-9: Langsam ausschleichen oder fortsetzen
- Optional: Verlängerung bis 12 Wochen bei Bedarf
Wichtig: Bupropion sollte immer in Kombination mit Verhaltenstherapie oder Raucherentwöhnungsprogrammen eingesetzt werden. Die Erfolgschancen steigen damit deutlich.
Erfolgsraten
Studien zeigen, dass Bupropion die Erfolgsquote beim Rauchstopp etwa verdoppeln kann:
- Ohne Medikament: etwa 5-10% Erfolgsrate nach einem Jahr
- Mit Bupropion: etwa 15-20% Erfolgsrate nach einem Jahr
- Mit Nikotinersatztherapie: ähnliche Erfolgsrate wie Bupropion
- Kombination aus beiden: teilweise noch höhere Erfolgsraten
Vergleich mit anderen Antidepressiva
| Wirkstoff | Besonderheiten |
|---|---|
| Bupropion (NDRI) | Keine sexuellen NW, keine Gewichtszunahme, aktivierend, Krampfrisiko |
| Sertralin (SSRI) | Gut verträglich, häufig sexuelle NW, mögliche Gewichtszunahme |
| Venlafaxin (SNRI) | Gut bei schweren Depressionen, sexuelle NW, Blutdruckerhöhung |
| Mirtazapin | Sedierend, starke Gewichtszunahme, keine sexuellen NW |
| Escitalopram (SSRI) | Sehr selektiv, gute Verträglichkeit, sexuelle NW |
Wann ist Bupropion die richtige Wahl?
Bupropion ist besonders geeignet bei:
- Depression mit starkem Antriebsmangel und Müdigkeit
- Atypischer Depression (mit Überschlafen, Überessen)
- Sexuellen Nebenwirkungen durch andere Antidepressiva
- Gewichtszunahme durch andere Antidepressiva
- ADHS-Symptomen zusätzlich zur Depression
- Wunsch nach Rauchstopp
- Winterdepression (SAD)
Weniger geeignet ist Bupropion bei:
- Angststörungen als Hauptproblem (kann Angst verstärken)
- Schlafstörungen (kann diese verschlimmern)
- Epilepsie oder erhöhtem Krampfrisiko
- Essstörungen
- Starker innerer Unruhe oder Agitation
Kombination mit anderen Antidepressiva
Bupropion wird manchmal mit anderen Antidepressiva kombiniert, um die Wirkung zu verstärken oder Nebenwirkungen zu reduzieren:
Häufige Kombinationen
- Bupropion + SSRI: Verstärkung der antidepressiven Wirkung, Reduktion der sexuellen Nebenwirkungen des SSRI
- Bupropion + Mirtazapin: "California Rocket Fuel" – sehr wirksam bei therapieresistenter Depression, Balance zwischen aktivierend und sedierend
- Bupropion + SNRI: Breite Abdeckung aller Neurotransmitter, sehr gute Wirkung bei schweren Depressionen
Solche Kombinationen sollten nur unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Langzeitbehandlung
Empfohlene Behandlungsdauer bei Depression
- Erste depressive Episode: Mindestens 6-12 Monate nach Besserung
- Rückfälle: 12-24 Monate oder länger
- Chronische Depression: Oft unbegrenzt
Langzeitsicherheit
Bupropion kann über Jahre sicher eingenommen werden. Es gibt keine bekannten Langzeitschäden. Wichtig sind jedoch:
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen
- Blutdruckkontrollen
- Gewichtsmonitoring (bei starkem Gewichtsverlust)
- Überprüfung der Notwendigkeit der Behandlung
✅ Erfolgreich mit Bupropion
Viele Patienten profitieren langfristig von Bupropion, besonders wenn andere Antidepressiva aufgrund von Nebenwirkungen nicht toleriert wurden. Die Kombination aus antidepressiver Wirkung, fehlenden sexuellen Nebenwirkungen und Gewichtskontrolle macht Bupropion zu einer attraktiven Option für viele Patienten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Macht Bupropion abhängig?
Nein, Bupropion macht nicht abhängig im medizinischen Sinne. Es gibt kein Abhängigkeitspotenzial und kein Verlangen nach höheren Dosen. Die Absetzerscheinungen sind minimal.
Wirkt Bupropion schneller als SSRI?
Manche Patienten berichten von einem schnelleren Wirkungseintritt, besonders bezüglich Antrieb und Energie. Die volle antidepressive Wirkung benötigt aber auch hier 2-4 Wochen.
Kann ich Bupropion mit SSRI kombinieren?
Ja, diese Kombination ist möglich und wird häufig eingesetzt. Sie sollte aber nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Die Kombination kann die Wirkung verstärken und sexuelle Nebenwirkungen des SSRI reduzieren.
Hilft Bupropion bei ADHS?
Ja, Bupropion kann ADHS-Symptome verbessern, auch wenn es dafür nicht offiziell zugelassen ist. Die Dopaminwirkung hilft bei Konzentration und Aufmerksamkeit. Es ist weniger wirksam als Stimulanzien wie Ritalin, aber eine Alternative bei Kontraindikationen.
Warum darf ich Bupropion nicht abends einnehmen?
Die aktivierende Wirkung kann zu Schlafstörungen führen. Die Einnahme sollte morgens oder spätestens am frühen Nachmittag erfolgen, damit der Wirkstoff abends nachlässt und Sie normal einschlafen können.
Was passiert bei einem Krampfanfall unter Bupropion?
Setzen Sie Bupropion sofort ab und suchen Sie ärztliche Hilfe. Nach einem Krampfanfall darf Bupropion nicht wieder eingenommen werden. Ihr Arzt wird ein alternatives Antidepressivum verschreiben.
Kann ich mit Bupropion abnehmen?
Bupropion führt oft zu Gewichtsverlust, aber es sollte nicht primär zur Gewichtsabnahme eingenommen werden. Der Gewichtsverlust ist ein willkommener Nebeneffekt bei der Behandlung von Depression oder Raucherentwöhnung.
Wie lange dauert es, bis Bupropion beim Rauchstopp hilft?
Sie sollten Bupropion etwa eine Woche vor dem geplanten Rauchstopp beginnen. Die volle Wirkung zur Reduktion des Rauchverlangens tritt nach etwa 1-2 Wochen ein.
Zusammenfassung
Bupropion ist ein einzigartiges Antidepressivum mit einem völlig anderen Wirkmechanismus als SSRI oder SNRI. Es wirkt auf Dopamin und Noradrenalin und bietet wichtige Vorteile bei der Behandlung von Depressionen.
Wichtigste Punkte:
- Einzigartiger Wirkmechanismus (NDRI) – wirkt auf Dopamin und Noradrenalin
- KEINE sexuellen Nebenwirkungen – großer Vorteil gegenüber SSRI/SNRI
- KEINE Gewichtszunahme – oft sogar Gewichtsverlust
- Aktivierend und antriebssteigernd – gut bei Antriebsmangel
- Auch zur Raucherentwöhnung zugelassen (Zyban)
- Krampfrisiko – wichtigste Nebenwirkung, dosisabhängig
- NICHT bei Essstörungen, Epilepsie oder hohem Krampfrisiko
- Kann Schlafstörungen verursachen – nicht abends einnehmen
- Geringe Absetzerscheinungen im Vergleich zu SSRI
- Gut kombinierbar mit anderen Antidepressiva
💡 Wichtigster Rat
Bupropion ist eine hervorragende Alternative für Patienten, die mit SSRI oder SNRI Probleme haben – sei es wegen sexueller Nebenwirkungen, Gewichtszunahme oder unzureichender Wirkung. Das Krampfrisiko ist bei korrekter Dosierung und Beachtung der Kontraindikationen gering. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Bupropion für Sie geeignet ist. Halten Sie sich strikt an die Dosierungsempfehlungen und nehmen Sie das Medikament nicht abends ein.