Was ist Citalopram?
Citalopram ist ein bewährtes Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Es wird hauptsächlich zur Behandlung von Depressionen und Panikstörungen eingesetzt und gehört zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva weltweit.
Das Medikament wurde in den 1980er Jahren entwickelt und ist seit 1996 in Deutschland zugelassen. Aus Citalopram wurde später Escitalopram (Cipralex) entwickelt, eine verfeinerte Version mit weniger Nebenwirkungen.
💡 Gut zu wissen
Citalopram ist als kostengünstiges Generikum verfügbar, was es zu einer wirtschaftlichen Alternative zu neueren Antidepressiva macht. Die Wirksamkeit ist dabei identisch zum Originalpräparat.
Handelsnamen: Cipramil, Seropram und viele Generika mit dem Namen "Citalopram"
Wie wirkt Citalopram?
Citalopram erhöht die Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn. Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff, der die Stimmung, Angst, Schlaf und Appetit reguliert.
Bei Menschen mit Depression ist der Serotoninstoffwechsel gestört. Citalopram blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin in die Nervenzellen, sodass mehr Serotonin im synaptischen Spalt verfügbar bleibt. Dies verbessert die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und führt zu einer Stimmungsaufhellung.
Wofür wird Citalopram eingesetzt?
Citalopram ist offiziell zugelassen für:
- Depression (Major Depression): Behandlung depressiver Episoden
- Panikstörung: Mit oder ohne Agoraphobie
Off-Label (ohne offizielle Zulassung, aber häufig) wird Citalopram auch eingesetzt bei:
- Generalisierter Angststörung
- Sozialer Phobie
- Zwangsstörungen
- Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
✅ Vorteile von Citalopram
Bewährt und gut erforscht: Jahrzehntelange Erfahrung in der klinischen Anwendung
Kostengünstig: Als Generikum deutlich preiswerter als Originalpräparate
Breites Wirkspektrum: Wirksam bei verschiedenen psychischen Erkrankungen
Wenige Wechselwirkungen: Im Vergleich zu anderen SSRI relativ wenige Interaktionen mit anderen Medikamenten
Citalopram vs. Cipralex (Escitalopram)
Viele Patienten fragen sich: Was ist der Unterschied zwischen Citalopram und Cipralex (Escitalopram)?
🔍 Der chemische Unterschied
Citalopram ist ein sogenanntes Racemat, es besteht aus zwei Spiegelbildformen des Moleküls: S-Citalopram und R-Citalopram. Nur das S-Citalopram ist therapeutisch wirksam.
Escitalopram (Cipralex) enthält nur das wirksame S-Citalopram und wird daher auch als "gereinigtes Citalopram" bezeichnet.
Vergleich in der Praxis
| Merkmal |
Citalopram |
Escitalopram (Cipralex) |
| Dosierung |
20-40 mg/Tag |
10-20 mg/Tag (halbe Dosis) |
| Wirksamkeit |
Gut wirksam |
Etwas besser wirksam |
| Nebenwirkungen |
Mehr Nebenwirkungen |
Weniger Nebenwirkungen |
| Wirkungseintritt |
2-4 Wochen |
2-4 Wochen |
| QT-Zeit-Problematik |
Stärker ausgeprägt |
Weniger problematisch |
| Preis |
Günstig (Generikum) |
Teurer (aber auch als Generikum verfügbar) |
Was ist besser: Citalopram oder Escitalopram?
Escitalopram wird oft als "verbesserte Version" von Citalopram betrachtet mit etwas besserer Wirksamkeit und weniger Nebenwirkungen. Allerdings:
- Die Unterschiede sind in der Praxis oft gering
- Citalopram ist deutlich günstiger
- Viele Patienten sprechen sehr gut auf Citalopram an
- Bei bekannten Herzproblemen wird heute eher Escitalopram bevorzugt
💡 Empfehlung
Wenn Sie bereits gut auf Citalopram eingestellt sind, gibt es meist keinen Grund zum Wechsel. Bei Neu-Einstellungen wird heute häufiger Escitalopram verschrieben, vor allem bei Herzpatienten. Die endgültige Entscheidung sollte Ihr Arzt nach Ihrer individuellen Situation treffen.
Dosierung und Einnahme
Standarddosierung
| Indikation |
Startdosis |
Erhaltungsdosis |
Maximaldosis |
| Depression |
20 mg/Tag |
20-40 mg/Tag |
40 mg/Tag* |
| Panikstörung |
10 mg (1. Woche) |
20-30 mg/Tag |
40 mg/Tag* |
| Ältere Patienten (>65 Jahre) |
10 mg/Tag |
10-20 mg/Tag |
20 mg/Tag |
*Maximaldosis wurde 2011 aufgrund der QT-Zeit-Problematik von 60 mg auf 40 mg gesenkt
⚠️ Wichtig: QT-Zeit-Problematik
Seit 2011 ist bekannt, dass Citalopram das QT-Intervall im EKG verlängern kann, was das Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen erhöht. Daher gelten heute strengere Dosierungsempfehlungen:
- Erwachsene: Maximal 40 mg/Tag
- Über 65 Jahre: Maximal 20 mg/Tag
- Leberfunktionsstörung: Maximal 20 mg/Tag
- Bei bekannten Herzproblemen: Ggf. EKG-Kontrolle, Erwägung von Escitalopram
Praktische Einnahme-Tipps
- Tageszeit: Citalopram kann morgens oder abends eingenommen werden – ideal ist die Zeit, die am besten zu Ihrem Tagesablauf passt
- Mit oder ohne Essen: Die Einnahme kann unabhängig von Mahlzeiten erfolgen. Bei Übelkeit kann die Einnahme zum Essen helfen
- Regelmäßigkeit: Täglich zur gleichen Zeit einnehmen für einen stabilen Wirkspiegel
- Vergessene Dosis: Wenn Sie eine Dosis vergessen haben, nehmen Sie die nächste reguläre Dosis zur gewohnten Zeit. Keine doppelte Dosis einnehmen!
- Tabletten oder Tropfen: Citalopram gibt es als Tabletten oder Tropfen – Tropfen ermöglichen eine feinere Dosisanpassung
Behandlungsdauer
Die empfohlene Behandlungsdauer richtet sich nach Art und Verlauf der Erkrankung:
- Erste depressive Episode: Mindestens 6 Monate nach vollständiger Besserung
- Wiederholte Depressionen: 1-2 Jahre oder länger, manchmal Dauertherapie
- Panikstörung: Oft 6-12 Monate, manchmal länger
Eine zu kurze Behandlungsdauer erhöht das Rückfallrisiko deutlich. Besprechen Sie die optimale Dauer mit Ihrem Arzt.
Nebenwirkungen von Citalopram
Citalopram kann wie alle Medikamente Nebenwirkungen verursachen. Die meisten Nebenwirkungen sind zu Beginn der Behandlung am stärksten und lassen nach 1-2 Wochen deutlich nach.
Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen
- Übelkeit: Häufigste Nebenwirkung, besonders in den ersten Tagen (bei 20-30% der Patienten)
- Kopfschmerzen: Meist vorübergehend
- Mundtrockenheit: Kann durch häufiges Trinken gemildert werden
- Vermehrtes Schwitzen: Besonders nachts
- Schlafstörungen: Entweder Müdigkeit oder Schlaflosigkeit
- Sexuelle Funktionsstörungen: Verminderte Libido, verzögerter Orgasmus oder Erektionsprobleme (15-30%)
- Zittern (Tremor): Leichtes Händezittern möglich
- Schwindel: Besonders zu Beginn
- Gewichtsveränderungen: Oft leichte Gewichtszunahme
Gelegentliche Nebenwirkungen
- Verdauungsbeschwerden (Durchfall oder Verstopfung)
- Innere Unruhe, Nervosität
- Konzentrationsstörungen
- Appetitveränderungen
- Sehstörungen
- Erhöhte Blutungsneigung
Seltene, aber ernste Nebenwirkungen
🚨 Sofort zum Arzt bei:
- Serotonin-Syndrom: Unruhe, Fieber, Muskelzuckungen, Verwirrtheit, schneller Herzschlag – medizinischer Notfall!
- Herzrhythmusstörungen: Herzrasen, Herzstolpern, Ohnmacht (QT-Zeit-Verlängerung)
- Suizidgedanken: Besonders zu Beginn der Behandlung oder bei Dosisänderungen
- Starke Blutungen: Nasenbluten, blaue Flecken ohne Grund, Blut im Stuhl/Urin
- Krampfanfälle
- Manische Episode: Extreme Hochstimmung, vermindertes Schlafbedürfnis, Größenwahn
- Niedriger Natriumspiegel (Hyponatriämie): Verwirrung, Müdigkeit, Übelkeit, Krämpfe
Praktische Tipps gegen Nebenwirkungen
💡 So lindern Sie Nebenwirkungen
Gegen Übelkeit: Citalopram zum Essen einnehmen, kleine Mahlzeiten, Ingwer kann helfen
Bei Schlafproblemen: Wenn Citalopram müde macht: abends einnehmen. Bei Schlaflosigkeit: morgens einnehmen
Mundtrockenheit: Viel Wasser trinken, zuckerfreie Bonbons lutschen, Mundspülungen
Sexuelle Probleme: Offen mit Partner und Arzt sprechen – manchmal hilft eine Dosisreduktion oder der Wechsel zu Bupropion
Gewichtszunahme: Auf ausgewogene Ernährung achten, regelmäßige Bewegung
Vergleich zu anderen SSRI
Citalopram hat tendenziell mehr Nebenwirkungen als sein Nachfolger Escitalopram, aber weniger als Paroxetin. Ähnliches Nebenwirkungsprofil wie Sertralin.
Wann wirkt Citalopram?
Geduld ist bei der Behandlung mit Citalopram entscheidend. Das Medikament wirkt nicht sofort, sondern benötigt Zeit, bis sich die gewünschte Wirkung entfaltet.
Typischer Wirkverlauf
| Zeitraum |
Was zu erwarten ist |
| Woche 1-2 |
Hauptsächlich Nebenwirkungen (Übelkeit, Unruhe). Noch keine antidepressive Wirkung. Eventuell anfängliche Verschlechterung von Angst. Mögliche Verbesserung von Schlaf und Appetit. |
| Woche 2-3 |
Nebenwirkungen lassen langsam nach. Erste sehr zarte Verbesserungen: etwas mehr Energie, vereinzelt bessere Momente. |
| Woche 3-4 |
Deutlichere Besserung wird spürbar: Stimmung hebt sich, Angst nimmt ab, mehr Antrieb. Die meisten Patienten bemerken jetzt eine Wirkung. |
| Woche 4-8 |
Weitere kontinuierliche Verbesserung. Volle therapeutische Wirkung entwickelt sich. Nebenwirkungen meist deutlich reduziert. |
| Nach 8+ Wochen |
Optimale Wirkung erreicht. Symptome deutlich gebessert oder verschwunden. |
💡 Wichtig zu wissen
Individuelle Unterschiede: Manche Menschen spüren nach 2 Wochen erste Besserungen, andere brauchen 6-8 Wochen. Beides ist normal.
Nicht zu früh aufgeben: Geben Sie Citalopram mindestens 4-6 Wochen Zeit, bevor Sie die Wirksamkeit beurteilen.
Tagebuch führen: Notieren Sie täglich Ihre Stimmung (Skala 1-10), um kleine Fortschritte zu erkennen, die im Alltag untergehen können.
Was tun, wenn Citalopram nicht wirkt?
Falls nach 6-8 Wochen bei ausreichender Dosierung (mindestens 20-40 mg) keine Besserung eintritt:
- Dosiserhöhung prüfen: Falls Sie noch bei 20 mg sind, auf 30-40 mg erhöhen
- Auf Escitalopram wechseln: Die verfeinerte Version hat manchmal bessere Wirkung
- Andere SSRI versuchen: Z.B. Sertralin oder Fluoxetin
- SNRI erwägen: Venlafaxin oder Duloxetin bei Therapieresistenz
- Augmentation: Hinzufügen eines zweiten Medikaments wie Mirtazapin oder Bupropion
- Psychotherapie verstärken: Medikamente wirken am besten kombiniert mit Therapie
Citalopram richtig absetzen
Das Absetzen von Citalopram sollte niemals plötzlich erfolgen, sondern immer langsam und unter ärztlicher Begleitung. Ein abruptes Absetzen kann zu einem Absetzsyndrom führen.
Was ist das Absetzsyndrom?
Beim Absetzen von SSRI können bei 20-50% der Patienten unangenehme Symptome auftreten:
- Schwindel, Benommenheit: Häufigstes Symptom
- "Brain Zaps": Elektrische Schläge im Kopf, Kribbeln
- Grippe-ähnliche Symptome: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen
- Schlafstörungen: Einschlafprobleme, intensive Träume, Albträume
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Durchfall
- Psychische Symptome: Reizbarkeit, Angst, Stimmungsschwankungen, Weinerlichkeit
- Sensorische Symptome: Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen
⚠️ Wichtig beim Absetzen
Niemals abrupt absetzen! Auch wenn Sie sich gut fühlen oder Nebenwirkungen haben – ein plötzliches Absetzen kann zu starken Symptomen führen.
Unterschied zum Rückfall: Absetzerscheinungen beginnen innerhalb von 2-7 Tagen nach dem Absetzen und sind meist nach 1-2 Wochen vorbei. Ein Rückfall der Depression entwickelt sich langsamer über Wochen.
Empfohlener Ausschleichplan
Ein typischer Absetzplan bei 40 mg Ausgangsdosis (individuell anzupassen!):
| Phase |
Dosierung |
Dauer |
| Ausgangsdosis |
40 mg/Tag |
- |
| Reduktion 1 |
30 mg/Tag |
2-4 Wochen |
| Reduktion 2 |
20 mg/Tag |
2-4 Wochen |
| Reduktion 3 |
10 mg/Tag |
2-4 Wochen |
| Reduktion 4 |
5 mg/Tag |
1-2 Wochen |
| Optional |
5 mg jeden 2. Tag |
1-2 Wochen |
| Absetzen |
0 mg |
- |
Tipp: Citalopram-Tropfen ermöglichen eine besonders feine Dosisanpassung beim Ausschleichen.
Tipps für erfolgreiches Absetzen
💡 So gelingt das Absetzen
- Richtiger Zeitpunkt: Nicht während stressiger Lebensphasen (Prüfungen, Umzug, Jobwechsel)
- Langsam ist sicher: Lieber über 3-6 Monate ausschleichen als zu schnell
- Bei Symptomen: Zur letzten gut verträglichen Dosis zurückkehren, dort stabilisieren
- Selbstfürsorge: Regelmäßiger Schlaf, Bewegung, gesunde Ernährung
- Unterstützung: Familie/Freunde informieren, therapeutische Begleitung nutzen
- Protokoll führen: Symptome dokumentieren, um Muster zu erkennen
Wann sollte man nicht absetzen?
- Bei mehreren vorangegangenen schweren Depressionen (hohes Rückfallrisiko)
- Wenn die Symptome erst seit kurzem stabil sind (mindestens 6-12 Monate warten)
- In stressigen oder belastenden Lebensphasen
- Bei chronischen Angststörungen ohne Psychotherapie
Wechselwirkungen und Gegenanzeigen
Wichtige Wechselwirkungen
⚠️ Gefährliche Kombinationen
MAO-Hemmer: Absolut verboten! Mindestens 14 Tage Abstand zwischen MAO-Hemmern und Citalopram (lebensgefährliches Serotonin-Syndrom möglich).
Andere serotonerge Medikamente: Erhöhtes Risiko für Serotonin-Syndrom bei Kombination mit:
- Triptanen (Migränemittel)
- Tramadol (Schmerzmittel)
- Tryptophan-Präparaten
- Anderen Antidepressiva
- Johanniskraut
Medikamente, die das QT-Intervall verlängern: Besondere Vorsicht bei Kombination mit anderen QT-verlängernden Medikamenten (z.B. bestimmte Antibiotika, Antipsychotika, Herzmedikamente)
Medikamente, die Vorsicht erfordern
- Blutverdünner (Marcumar, ASS): Erhöhtes Blutungsrisiko
- NSAID-Schmerzmittel (Ibuprofen, Diclofenac): Erhöhtes Blutungsrisiko, besonders im Magen-Darm-Trakt
- Cimetid in (Magenmittel): Kann Citalopram-Spiegel erhöhen
- Omeprazol (Magenschutz): Kann Citalopram-Spiegel erhöhen
- Alkohol: Verstärkt sedierende Wirkung
Gegenanzeigen
Citalopram sollte nicht eingenommen werden bei:
- Bekannter Überempfindlichkeit gegen Citalopram
- Gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern
- Angeborener QT-Verlängerung
- Bekannter erworbener QT-Verlängerung
- Gleichzeitiger Einnahme anderer stark QT-verlängernder Medikamente
Besondere Vorsicht geboten
- Herzerkrankungen: Besonders bei Herzrhythmusstörungen – ggf. EKG-Kontrolle, Erwägung von Escitalopram
- Epilepsie: Kann Krampfschwelle senken
- Bipolare Störung: Kann manische Episoden auslösen
- Diabetes: Kann Blutzuckerkontrolle beeinflussen
- Niedriger Kalium-/Magnesiumspiegel: Erhöht QT-Zeit-Risiko
- Leber-/Nierenerkrankungen: Dosisanpassung nötig
- Erhöhtes Blutungsrisiko: Bei gleichzeitiger Einnahme von Blutverdünnern
Citalopram und Autofahren
Zu Beginn der Behandlung oder nach Dosisänderungen kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt sein (Müdigkeit, Schwindel, verlangsamte Reaktion). Testen Sie Ihre Reaktion in sicherer Umgebung, bevor Sie Auto fahren. Nach der Eingewöhnungsphase ist Autofahren meist unproblematisch.
Citalopram in Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Die Einnahme von Citalopram in der Schwangerschaft erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung mit dem behandelnden Arzt.
💡 Aktuelle Studienlage
1. und 2. Trimester: Die vorliegenden Daten zeigen kein erhöhtes Risiko für größere Fehlbildungen. Citalopram gehört zu den besser untersuchten SSRI in der Schwangerschaft.
3. Trimester: Bei Einnahme bis zur Geburt können beim Neugeborenen vorübergehende Anpassungsstörungen auftreten (Unruhe, Trinkschwäche, Atemprobleme, Zittern). Diese klingen meist innerhalb weniger Tage ab.
Unbehandelte Depression: Birgt eigene Risiken für Mutter und Kind (Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht, schlechtere Versorgung in der Schwangerschaft, postpartale Depression).
Empfehlungen für Schwangere
- Nicht eigenmächtig absetzen: Plötzliches Absetzen kann schwere Rückfälle auslösen
- Frühzeitige Planung: Schwangerschaftswunsch mit Arzt besprechen
- Niedrigste wirksame Dosis: Anstreben, aber Wirksamkeit muss gewährleistet sein
- Regelmäßige Kontrollen: Engmaschige ärztliche Begleitung
- Alternativen prüfen: Psychotherapie sollte intensiviert oder als Alternative erwogen werden
- Information der Geburtsklinik: Über die Medikamenteneinnahme informieren
Stillzeit
Citalopram geht in die Muttermilch über. Die Konzentrationen sind höher als bei manchen anderen SSRI (z.B. Sertralin).
Empfehlung: Wenn möglich, auf besser untersuchte SSRI wie Sertralin wechseln. Falls Citalopram fortgesetzt wird, sollte das gestillte Kind beobachtet werden (Gewichtszunahme, Trinkmenge, Verhalten, Schlaf). Bei Auffälligkeiten sofort den Kinderarzt kontaktieren.
⚠️ Wichtig für Frauen im gebärfähigen Alter
Falls Sie schwanger sind, schwanger werden möchten oder eine Schwangerschaft nicht ausschließen können, informieren Sie umgehend Ihren Arzt. Setzen Sie Citalopram nicht selbstständig ab – besprechen Sie das weitere Vorgehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Macht Citalopram abhängig?
Nein. Citalopram macht nicht im klassischen Sinne abhängig. Es besteht kein Verlangen nach dem Medikament (Craving) und keine Dosissteigerung ist nötig, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das Absetzsyndrom ist keine Abhängigkeit, sondern eine Anpassungsreaktion des Körpers, die nach dem Ausschleichen verschwindet.
Kann ich unter Citalopram Alkohol trinken?
Alkohol sollte während der Behandlung weitgehend vermieden werden. Alkohol kann:
- Die Wirkung von Citalopram abschwächen
- Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel verstärken
- Depressive Symptome verschlimmern
- Die Unfallgefahr erhöhen
Gelegentlicher, geringer Alkoholkonsum (1 Glas) ist bei stabiler Einstellung meist möglich, sollte aber mit dem Arzt besprochen werden.
Nimmt man von Citalopram zu?
Eine Gewichtszunahme ist möglich, aber nicht bei allen Patienten. Im Durchschnitt nehmen Patienten 2-4 kg zu, oft durch:
- Gesteigerten Appetit (besonders Heißhunger auf Süßes)
- Verbesserte Stimmung führt zu mehr Essen
- Leicht verlangsamter Stoffwechsel
Durch bewusste Ernährung und regelmäßige Bewegung lässt sich die Gewichtszunahme oft verhindern oder begrenzen.
Wie schnell kann ich Citalopram absetzen?
Niemals abrupt! Das Ausschleichen sollte über mehrere Wochen bis Monate erfolgen. Je länger Sie Citalopram eingenommen haben und je höher die Dosis war, desto langsamer sollten Sie ausschleichen. Ein typischer Zeitrahmen: 2-6 Monate für das komplette Absetzen.
Was ist besser: Citalopram oder Sertralin?
Beide Medikamente sind wirksame SSRI mit ähnlicher Wirksamkeit. Unterschiede:
- Citalopram: Etwas mehr Nebenwirkungen, QT-Zeit-Problematik, aber oft gut verträglich
- Sertralin: Etwas weniger QT-Risiko, oft bei Angststörungen bevorzugt, mehr Magen-Darm-Nebenwirkungen zu Beginn
Welches Medikament für Sie besser ist, lässt sich nur durch einen Versuch herausfinden. Beide sind gute Optionen.
Kann ich Citalopram mit Ibuprofen kombinieren?
Die Kombination ist möglich, sollte aber mit Vorsicht erfolgen, da beide Medikamente das Blutungsrisiko erhöhen, besonders im Magen-Darm-Trakt. Besser:
- Bei gelegentlichen Schmerzen: Paracetamol bevorzugen
- Bei regelmäßiger Einnahme: Mit Arzt besprechen, evtl. Magenschutz (PPI) hinzufügen
Wirkt Citalopram bei Angststörungen?
Ja! Citalopram ist offiziell für Panikstörungen zugelassen und wird auch bei anderen Angststörungen eingesetzt (generalisierte Angststörung, soziale Phobie). Die Wirkung bei Angst tritt oft etwas früher ein als die antidepressive Wirkung. Wichtig: In den ersten 1-2 Wochen kann sich die Angst vorübergehend verstärken.
Was passiert bei einer Überdosierung?
Überdosierungen mit Citalopram können gefährlich sein, besonders aufgrund der QT-Zeit-Verlängerung. Symptome können sein: Übelkeit, Erbrechen, Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Serotonin-Syndrom. Bei Verdacht auf Überdosierung sofort den Notarzt rufen (112)!
Zusammenfassung
📋 Citalopram im Überblick
Wirkstoff: Citalopram, ein bewährtes SSRI-Antidepressivum
Hauptanwendungen: Depression, Panikstörung (off-label: weitere Angststörungen)
Dosierung: Meist 20-40 mg täglich, maximal 40 mg (bei >65 Jahren: maximal 20 mg)
Wirkungseintritt: 2-4 Wochen bis erste Besserung, 4-8 Wochen bis volle Wirkung
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Kopfschmerzen, sexuelle Funktionsstörungen, Schwitzen
Besonderheit: QT-Zeit-Problematik – daher heute strengere Dosislimits
Vorgänger von: Escitalopram (Cipralex) – der "verbesserten Version"
Verfügbarkeit: Als günstiges Generikum verfügbar
Wichtigste Botschaften
- Bewährt und wirksam: Citalopram ist ein gut erforschtes, wirksames Antidepressivum mit Jahrzehnten klinischer Erfahrung
- Geduld haben: Geben Sie dem Medikament mindestens 4-6 Wochen Zeit zum Wirken
- QT-Zeit beachten: Maximaldosis von 40 mg nicht überschreiten, bei älteren Menschen nur 20 mg
- Langsam ausschleichen: Niemals abrupt absetzen – immer über Wochen bis Monate ausschleichen
- Alternative erwägen: Bei Neu-Einstellung oder Herzproblemen kann Escitalopram die bessere Wahl sein
- Kombinationstherapie: Am wirksamsten in Kombination mit Psychotherapie