Bromazepam (Lexotanil)

Benzodiazepin zur kurzfristigen Behandlung von Angst

Umfassende Informationen zu Wirkung, Anwendung, Dosierung und dem wichtigen Thema Abhängigkeit bei Bromazepam.

Was ist Bromazepam?

Bromazepam ist ein Benzodiazepin mit dem bekanntesten Handelsnamen Lexotanil (in einigen Ländern auch Lexotan). Es gehört zur Gruppe der angstlösenden und beruhigenden Medikamente und wird hauptsächlich zur kurzfristigen Behandlung von Angststörungen und Spannungszuständen eingesetzt.

Bromazepam hat eine mittellange Wirkdauer (10-20 Stunden Halbwertszeit) und wird deshalb meist 2-3 mal täglich eingenommen. Es wirkt anxiolytisch (angstlösend), sedierend (beruhigend), muskelrelaxierend (muskelentspannend) und in höheren Dosen auch schlaffördernd.

⚠️ Betäubungsmittelrezept erforderlich

Bromazepam unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und darf nur auf einem speziellen gelben Betäubungsmittelrezept verschrieben werden. Dies unterstreicht das hohe Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial. Die Verschreibung ist streng reglementiert und auf kleine Packungsgrößen begrenzt.

Wie wirkt Bromazepam?

Bromazepam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine und wirkt durch Verstärkung der Wirkung des körpereigenen Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im zentralen Nervensystem.

Hauptwirkmechanismen

Die angstlösende Wirkung tritt sehr schnell ein (innerhalb von 30-60 Minuten nach Einnahme), was Bromazepam für akute Angstzustände wirksam, aber auch für Missbrauch anfällig macht.

Anwendungsgebiete von Bromazepam

Bromazepam ist für spezifische, kurzfristige Anwendungen zugelassen:

Zugelassene Anwendungsgebiete

Wichtige Einschränkungen

💡 Wann sollte Bromazepam NICHT verwendet werden?

Bromazepam ist keine Lösung für chronische Probleme. Bei anhaltenden Angststörungen, Depression oder chronischem Stress sind andere Behandlungsformen wie Psychotherapie, SSRI-Antidepressiva oder andere nicht-abhängig machende Medikamente die bessere Wahl. Benzodiazepine sollten nur als kurzfristige Krisenintervention oder Überbrückung bis zum Wirkeintritt anderer Medikamente eingesetzt werden.

Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von Bromazepam sollte so niedrig und so kurz wie möglich gehalten werden. Die genaue Dosierung legt immer der behandelnde Arzt fest.

Übliche Dosierungen

Anwendungsgebiet Startdosis Übliche Dosis Maximaldosis
Leichte bis mittelschwere Angst 3 mg täglich (3 x 1 mg) 6-12 mg täglich 18 mg täglich
Schwere Angst/Unruhe 6 mg täglich (3 x 2 mg) 12-18 mg täglich 18 mg täglich
Ältere Patienten 1,5 mg täglich 3-6 mg täglich 9 mg täglich
Prämedikation 6-12 mg einmalig - -

Einnahmehinweise

Wirkungseintritt und Wirkdauer

Bromazepam wirkt relativ schnell und hat eine mittellange Wirkdauer:

Zeitlicher Verlauf

Die schnelle angstlösende Wirkung ist für akute Situationen vorteilhaft, begünstigt aber auch die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit, da Patienten lernen, dass das Medikament rasch Erleichterung verschafft.

Nebenwirkungen von Bromazepam

Wie alle Benzodiazepine kann auch Bromazepam verschiedene Nebenwirkungen verursachen:

Sehr häufige Nebenwirkungen (mehr als 1 von 10 Personen)

Häufige Nebenwirkungen (1 bis 10 von 100 Personen)

Gelegentliche Nebenwirkungen

Besondere Risiken

⚠️ Autofahren und Maschinenbedienung

Unter Bromazepam dürfen Sie NICHT Auto fahren oder Maschinen bedienen! Das Medikament beeinträchtigt Reaktionsvermögen, Konzentration und Urteilsfähigkeit erheblich. Dies gilt auch noch am Morgen nach abendlicher Einnahme. Verstöße können strafrechtliche Konsequenzen haben.

Abhängigkeit und Missbrauchspotenzial

Das wichtigste und kritischste Thema bei Bromazepam ist das hohe Abhängigkeitspotenzial. Dies kann nicht stark genug betont werden.

Wie entsteht Abhängigkeit?

Risikofaktoren für Abhängigkeit

Anzeichen einer Abhängigkeit

🚨 Kritische Warnung

Benzodiazepine wie Bromazepam gehören zu den am schwierigsten abzusetzenden Medikamenten! Ein Benzodiazepin-Entzug kann Monate bis Jahre dauern und ist oft schwieriger als ein Alkohol- oder Opiat-Entzug. Die Entzugssymptome können sehr belastend und in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. NIEMALS eigenständig absetzen!

Entzugssymptome und Absetzen

Bromazepam darf NIEMALS abrupt abgesetzt werden! Nach regelmäßiger Einnahme, besonders über mehr als 2 Wochen, kann ein plötzliches Absetzen zu schweren Entzugssymptomen führen.

Typische Entzugssymptome

Richtiges Absetzen (Ausschleichen)

Das Absetzen von Bromazepam erfordert einen langsamen, schrittweisen Prozess unter ärztlicher Aufsicht:

Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Bromazepam darf in bestimmten Situationen nicht angewendet werden:

Absolute Gegenanzeigen (Bromazepam darf nicht eingenommen werden)

Relative Gegenanzeigen (nur mit Vorsicht)

Schwangerschaft und Stillzeit

Bromazepam sollte während der Schwangerschaft strikt vermieden werden, besonders im ersten und letzten Trimenon. Es besteht Risiko für:

Stillen ist kontraindiziert, da Bromazepam in die Muttermilch übergeht.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bromazepam kann mit verschiedenen anderen Substanzen gefährlich interagieren:

Kritische Wechselwirkungen

Medikamente, die Bromazepam-Spiegel verändern

Vergleich mit anderen Benzodiazepinen

Bromazepam nimmt eine mittlere Position unter den Benzodiazepinen ein:

Medikament Wirkdauer Halbwertszeit Hauptanwendung Besonderheit
Bromazepam (Lexotanil) Mittellang 10-20 Std Angst, Unruhe Ausgewogenes Profil
Alprazolam (Tafil) Kurz bis mittel 12-15 Std Panikstörung Stark anxiolytisch, hohes Abhängigkeitsrisiko
Lorazepam (Tavor) Mittellang 10-20 Std Akute Angst Schneller Wirkungseintritt
Diazepam (Valium) Lang 20-100 Std Angst, Muskelkrämpfe Ideal zum Ausschleichen
Oxazepam (Adumbran) Kurz 4-15 Std Leichte Angst Für ältere Patienten geeigneter
Clonazepam (Rivotril) Lang 30-40 Std Epilepsie, Panik Stark antikonvulsiv

Alternativen zu Bromazepam

Für die langfristige Behandlung von Angststörungen gibt es bessere, nicht-abhängig machende Alternativen:

Medikamentöse Alternativen

Nicht-medikamentöse Alternativen

Praktische Tipps für die sichere Anwendung

✅ So minimieren Sie Risiken

  • Kurzzeitig einnehmen: Maximal 2-4 Wochen, idealerweise nur wenige Tage
  • Niedrigste wirksame Dosis: Nicht prophylaktisch erhöhen
  • Nicht täglich: Wenn möglich nur bei Bedarf (reduziert Abhängigkeitsrisiko)
  • Klare Exit-Strategie: Von Anfang an Absetzplan besprechen
  • Parallele Therapie: Psychotherapie oder andere Behandlung beginnen
  • Kein Alkohol: Absolut konsequent vermeiden
  • Nicht Auto fahren: Während der gesamten Behandlung
  • Dokumentation: Einnahme und Wirkung notieren
  • Regelmäßige Arztbesuche: Engmaschige Kontrolle
  • Nicht eigenständig verlängern: Auch wenn es "so gut hilft"

Häufig gestellte Fragen zu Bromazepam

Macht Bromazepam süchtig?

Ja, Bromazepam hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial. Sowohl körperliche als auch psychische Abhängigkeit können sich bereits nach 2-4 Wochen regelmäßiger Einnahme entwickeln. Dies ist keine Schwäche oder Charakterschwäche, sondern eine pharmakologische Eigenschaft aller Benzodiazepine. Deshalb ist die Anwendung streng auf kurze Zeiträume begrenzt.

Wie lange darf ich Bromazepam maximal einnehmen?

Die offizielle Empfehlung lautet: Maximal 4 Wochen, inklusive Ausschleichphase. Idealerweise sollte die Einnahme noch kürzer sein (wenige Tage bis 2 Wochen). Jede Einnahme darüber hinaus erhöht das Abhängigkeitsrisiko dramatisch. Bei längerfristiger Problematik sollten andere Behandlungsoptionen gewählt werden.

Kann ich Bromazepam nur bei Bedarf nehmen?

Eine Einnahme nur bei Bedarf ("Bedarfsmedikation") ist grundsätzlich besser als eine regelmäßige tägliche Einnahme, da sie das Abhängigkeitsrisiko reduziert. Allerdings besteht auch hier die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit - das "Sicherheitsgefühl", das Medikament bei sich zu haben. Zudem kann häufige Bedarfseinnahme ebenfalls zu körperlicher Abhängigkeit führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über sinnvolle Einsatzstrategien.

Was passiert, wenn ich Bromazepam plötzlich absetze?

Ein plötzliches Absetzen ist gefährlich! Es kann zu schweren Entzugssymptomen kommen, darunter extreme Angst, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Zittern, Schwitzen und in schweren Fällen sogar zu Krampfanfällen oder Delirium. Das Absetzen muss immer langsam und schrittweise unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Selbst nach kurzer Einnahme sollte vorsichtig ausgeschlichen werden.

Ist Bromazepam oder Tavor besser?

Beide sind Benzodiazepine mit ähnlichem Wirk- und Nebenwirkungsprofil. Lorazepam (Tavor) wirkt etwas schneller und wird oft bei akuten Angstzuständen bevorzugt. Bromazepam hat eine etwas ausgeglichenere Wirkung über den Tag. Beide haben das gleiche hohe Abhängigkeitspotenzial. Die Wahl hängt von der individuellen Situation ab - wichtiger als die Substanzwahl ist die kurze Anwendungsdauer.

Kann ich unter Bromazepam arbeiten?

Das hängt stark von Ihrer Tätigkeit ab. Autofahren und Bedienen von Maschinen ist verboten. Tätigkeiten, die Konzentration, schnelle Reaktionen oder Urteilsvermögen erfordern, sind ebenfalls problematisch. Büroarbeit ohne diese Anforderungen kann möglich sein, aber die Leistungsfähigkeit ist reduziert. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie arbeitsfähig sind.