Invega (Paliperidon)

Atypisches Antipsychotikum der neuen Generation

Umfassende Informationen zu Wirkung, Anwendung, Dosierung und Nebenwirkungen von Invega bei Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen.

Was ist Invega?

Invega ist ein atypisches Antipsychotikum (Neuroleptikum der zweiten Generation) mit dem Wirkstoff Paliperidon. Das Medikament wird hauptsächlich zur Behandlung von Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen eingesetzt. Invega ist der aktive Hauptmetabolit von Risperidon (Risperdal), wirkt aber länger und gleichmäßiger.

Invega ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich: als Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung für die tägliche Einnahme und als Langzeit-Depotspritzen, die nur einmal monatlich (Invega Sustenna/Xeplion) oder sogar nur alle drei Monate (Invega Trinza/Trevicta) verabreicht werden müssen.

💡 Gut zu wissen

Die Depot-Formulierungen von Invega sind besonders innovativ: Invega Sustenna wird einmal monatlich injiziert, während Invega Trinza sogar nur alle drei Monate gegeben werden muss. Dies ist die längste Wirkdauer aller verfügbaren Antipsychotika-Depots und verbessert die Therapietreue erheblich.

Wie wirkt Invega?

Invega gehört zu den atypischen Antipsychotika und wirkt durch die Beeinflussung verschiedener Neurotransmitter-Systeme im Gehirn, insbesondere Dopamin und Serotonin.

Hauptwirkmechanismen

Als atypisches Antipsychotikum verursacht Invega weniger extrapyramidale Nebenwirkungen (Bewegungsstörungen) als klassische Neuroleptika wie Haloperidol. Die Wirkung tritt nicht sofort ein, sondern entwickelt sich über mehrere Tage bis Wochen.

Anwendungsgebiete von Invega

Invega ist für spezifische psychiatrische Erkrankungen zugelassen. Die Hauptanwendungsgebiete umfassen:

Schizophrenie

Schizoaffektive Störung

Off-Label-Anwendungen

In einigen Fällen wird Invega auch außerhalb der zugelassenen Indikationen eingesetzt:

Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von Invega ist individuell und richtet sich nach dem Krankheitsbild, dem Ansprechen auf die Behandlung und der gewählten Darreichungsform. Die genaue Dosierung legt immer der behandelnde Arzt fest.

Invega Tabletten (tägliche Einnahme)

Anwendungsgebiet Startdosis Übliche Erhaltungsdosis Maximaldosis
Schizophrenie (Erwachsene) 6 mg täglich 3 - 12 mg täglich 12 mg täglich
Schizophrenie (Jugendliche ab 15 Jahren) 3 mg täglich 3 - 6 mg täglich 6 mg täglich
Schizoaffektive Störung 6 mg täglich 6 - 12 mg täglich 12 mg täglich

Invega Sustenna / Xeplion (Monatsdepot)

Zeitpunkt Dosierung Injektionsort
Tag 1 150 mg Deltamuskel (Oberarm)
Tag 8 100 mg Deltamuskel (Oberarm)
Ab Tag 36 (monatlich) 75 - 150 mg Deltamuskel oder Gesäßmuskel

Invega Trinza / Trevicta (3-Monatsdepot)

💊 Einnahmehinweise für Tabletten

  • Tabletten morgens als Ganzes schlucken, nicht zerkauen oder zerteilen
  • Kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden
  • Möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit einnehmen
  • Bei vergessener Einnahme: Nicht doppelt dosieren, sondern regulär fortfahren
  • Die Tablettenhülle kann im Stuhl erscheinen (ist normal, da nur Wirtstoff freigesetzt wird)

Wirkungseintritt und Wirkdauer

Die zeitliche Dynamik der Invega-Wirkung unterscheidet sich deutlich zwischen den Darreichungsformen:

Invega Tabletten

Invega Sustenna (Monatsdepot)

Invega Trinza (3-Monatsdepot)

Nebenwirkungen von Invega

Wie alle Antipsychotika kann auch Invega Nebenwirkungen verursachen. Als atypisches Neuroleptikum hat Invega ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als ältere Medikamente, ist aber nicht nebenwirkungsfrei.

Sehr häufige Nebenwirkungen (betreffen mehr als 1 von 10 Personen)

Häufige Nebenwirkungen (betreffen 1 bis 10 von 100 Personen)

Gelegentliche Nebenwirkungen

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen

⚠️ Wann zum Arzt?

Kontaktieren Sie sofort Ihren Arzt oder rufen Sie den Notarzt (112), wenn Sie folgende Symptome bemerken:

  • Hohes Fieber, starke Muskelsteifigkeit, Verwirrtheit (Verdacht auf MNS)
  • Unkontrollierte Bewegungen von Gesicht, Zunge oder Körper
  • Extreme innere Unruhe mit ständigem Bewegungsdrang
  • Herzrasen, Herzstolpern oder Ohnmacht
  • Krampfanfälle
  • Plötzliche Schmerzen oder Schwellung in den Beinen (Thrombose-Verdacht)
  • Schwere allergische Reaktionen mit Atemnot

Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Invega darf in bestimmten Situationen nicht angewendet werden und erfordert in anderen Fällen besondere Vorsicht.

Absolute Gegenanzeigen (Invega darf nicht eingenommen werden)

Relative Gegenanzeigen (Invega nur mit Vorsicht und ärztlicher Überwachung)

Schwangerschaft und Stillzeit

Invega sollte während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann es zu Anpassungsstörungen und extrapyramidalen Symptomen beim Neugeborenen kommen. Stillen wird nicht empfohlen, da Paliperidon in die Muttermilch übergeht.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Invega kann mit verschiedenen anderen Medikamenten interagieren. Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen, einschließlich rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungsmittel.

Wichtige Wechselwirkungen

Vergleich: Invega vs. Risperidon

Da Invega (Paliperidon) der aktive Metabolit von Risperidon (Risperdal) ist, gibt es wichtige Unterschiede zu beachten:

Merkmal Invega (Paliperidon) Risperdal (Risperidon)
Wirkmechanismus Aktiver Metabolit, direkt wirksam Wird erst zu Paliperidon umgewandelt
Wirkstofffreisetzung Gleichmäßiger über den Tag Schneller, mit Spitzen
Leberstoffwechsel Gering (über Niere ausgeschieden) Stark (über Leber verstoffwechselt)
Wechselwirkungen Weniger Wechselwirkungen Mehr Wechselwirkungen möglich
Depot-Optionen 1 Monat und 3 Monate verfügbar Nur 2 Wochen verfügbar
Einnahme 1x täglich 1-2x täglich

Absetzen von Invega

Invega sollte niemals abrupt abgesetzt werden! Ein plötzliches Absetzen kann zu Absetzerscheinungen und einem Rückfall der psychotischen Symptome führen.

Typische Absetzerscheinungen

⚠️ Wichtig beim Absetzen

Das Absetzen von Invega sollte immer schrittweise und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Bei Tabletten wird die Dosierung über mehrere Wochen langsam reduziert. Bei Depot-Injektionen werden die Intervalle verlängert oder auf eine niedrigere Dosis gewechselt. Setzen Sie Invega nicht eigenständig ab, auch wenn Sie sich besser fühlen - die Rückfallgefahr ist hoch!

Besonderheiten der Depot-Formulierungen

Die Depot-Injektionen von Invega bieten einzigartige Vorteile, haben aber auch spezielle Eigenschaften zu beachten:

Vorteile der Invega-Depots

Nachteile und Besonderheiten der Depots

Vergleich mit anderen atypischen Antipsychotika

Invega ist eines von mehreren modernen atypischen Antipsychotika. Hier ein Vergleich:

Medikament Besonderheit Hauptvorteil
Invega (Paliperidon) Längste Depot-Wirkung (3 Monate) Beste Therapietreue
Risperidon (Risperdal) Vorgängersubstanz von Paliperidon Gut erforscht, kostengünstig
Olanzapin (Zyprexa) Starke antiserotoninerge Wirkung Sehr wirksam, auch bei Manie
Quetiapin (Seroquel) Auch bei Depression zugelassen Breites Anwendungsspektrum
Aripiprazol (Abilify) Partieller Dopamin-Agonist Weniger Gewichtszunahme, weniger Prolaktin-Anstieg
Clozapin (Leponex) Reserve bei Therapieresistenz Höchste Wirksamkeit, kaum EPS

Überwachung während der Therapie

Während der Behandlung mit Invega sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig:

Empfohlene Kontrolluntersuchungen

Praktische Tipps für die Anwendung

✅ So können Sie die Behandlung unterstützen

  • Regelmäßigkeit: Bei Tabletten jeden Tag zur gleichen Zeit einnehmen
  • Depot-Termine einhalten: Verpassen Sie keine Injektionstermine
  • Geduld haben: Die volle Wirkung entwickelt sich erst nach Wochen
  • Bewegung und Ernährung: Aktiver Lebensstil reduziert Gewichtszunahme
  • Blutzuckerkontrolle: Bei Diabetes besonders wichtig
  • Vorsicht beim Autofahren: Besonders zu Behandlungsbeginn (Müdigkeit, Schwindel)
  • Alkohol meiden: Verstärkt Nebenwirkungen erheblich
  • Hitze vermeiden: Invega kann Temperaturregulation beeinträchtigen
  • Kommunikation: Teilen Sie Ihrem Arzt alle Veränderungen mit
  • Langfristig denken: Auch bei Besserung weiter einnehmen zur Rückfallprophylaxe

Häufig gestellte Fragen zu Invega

Macht Invega abhängig?

Nein, Invega macht nicht abhängig im klassischen Sinne. Es gibt kein Verlangen nach dem Medikament oder Toleranzentwicklung mit Dosissteigerung. Dennoch sollte es nicht plötzlich abgesetzt werden, da sonst Absetzerscheinungen und ein Rückfall auftreten können. Die psychische Abhängigkeit von der Wirkung (Symptomkontrolle) ist aber von einer Sucht zu unterscheiden.

Kann ich mit Invega Auto fahren?

Die Verkehrstüchtigkeit kann durch Invega beeinträchtigt sein, besonders zu Behandlungsbeginn oder bei Dosisänderungen. Müdigkeit, Schwindel und verlangsamte Reaktionen können auftreten. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wann Sie wieder sicher Auto fahren können. Viele Patienten können nach der Einstellungsphase bei stabiler Dosierung wieder fahren.

Wie lange muss ich Invega einnehmen?

Die Behandlungsdauer ist individuell. Bei einer ersten psychotischen Episode wird meist eine Behandlung von mindestens 1-2 Jahren empfohlen. Bei mehreren Episoden oder chronischer Schizophrenie ist oft eine langfristige oder sogar lebenslange Behandlung notwendig, um Rückfälle zu verhindern. Studien zeigen, dass das Rückfallrisiko ohne Medikation sehr hoch ist.

Was ist besser: Tabletten oder Depot?

Das hängt von der individuellen Situation ab. Depot-Injektionen sind ideal bei Problemen mit der Therapietreue, da sie die regelmäßige Einnahme garantieren und zu weniger Rückfällen führen. Tabletten bieten mehr Flexibilität bei Dosisanpassungen und sind für manche Patienten angenehmer. Beide Formen sind gleich wirksam, wenn sie korrekt angewendet werden.

Kann ich Invega mit einem Antidepressivum kombinieren?

Ja, die Kombination von Invega mit Antidepressiva ist bei schizoaffektiven Störungen oder begleitender Depression häufig und sinnvoll. Die Kombination sollte aber immer vom Arzt verordnet und überwacht werden, da Wechselwirkungen möglich sind.

Verursacht Invega eine Gewichtszunahme?

Ja, Gewichtszunahme ist eine häufige Nebenwirkung von Invega, wenn auch meist geringer als bei Olanzapin oder Clozapin. Die Zunahme beträgt im Durchschnitt 2-4 kg, ist aber individuell sehr unterschiedlich. Durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Überwachung kann die Gewichtszunahme oft begrenzt werden.

Was passiert, wenn ich eine Depot-Injektion verpasse?

Wenn Sie einen Termin für die Depot-Injektion verpassen, kontaktieren Sie sofort Ihren Arzt. Je nach Dauer der Verzögerung kann entweder die nächste reguläre Injektion gegeben werden oder eine erneute Aufdosierung notwendig sein. Bei längeren Pausen steigt das Rückfallrisiko deutlich an.