Was ist Mianserin?
Mianserin ist ein tetrazyklisches Antidepressivum (TetraCA), das strukturell mit den trizyklischen Antidepressiva (TZA) wie Imipramin verwandt ist, aber einen anderen Wirkmechanismus hat. Es wurde in den 1970er Jahren entwickelt und ist unter dem Handelsnamen Tolvon bekannt.
Im Gegensatz zu modernen SSRI wie Sertralin wirkt Mianserin nicht primär durch Wiederaufnahmehemmung, sondern über einen einzigartigen Mechanismus. Der große Vorteil: Mianserin hat keine anticholinergen Nebenwirkungen wie die trizyklischen Antidepressiva, ist aber trotzdem stark sedierend.
Heute wird Mianserin seltener eingesetzt und gilt meist als Alternative, wenn modernere Antidepressiva nicht vertragen werden oder bei speziellen Indikationen wie Depression mit Schlafstörungen.
💊 Schnellübersicht Mianserin
- Wirkstoffklasse: Tetrazyklisches Antidepressivum (TetraCA)
- Handelsname: Tolvon
- Verfügbare Stärken: 10 mg, 30 mg, 60 mg
- Einnahme: 1-2x täglich, meist abends wegen sedierender Wirkung
- Wirkungseintritt: 2-4 Wochen
- Verschreibungspflichtig: Ja
Wie wirkt Mianserin?
Mianserin hat einen einzigartigen Wirkmechanismus, der sich von anderen Antidepressiva unterscheidet:
Hauptwirkung: Alpha-2-Rezeptor-Blockade
Mianserin blockiert präsynaptische Alpha-2-Adrenozeptoren. Diese Rezeptoren fungieren normalerweise als "Bremse" für die Ausschüttung von Neurotransmittern. Durch die Blockade wird die Bremse gelöst und es wird mehr Noradrenalin und indirekt auch mehr Serotonin ausgeschüttet.
Zusätzliche Wirkungen
- Starke Histamin-H1-Blockade: Führt zu sedierender Wirkung und Gewichtszunahme
- Serotonin-Rezeptor-Blockade (5-HT2): Angstlösende und stimmungsaufhellende Wirkung
- Schwache Alpha-1-Blockade: Kann zu niedrigem Blutdruck führen
- KEINE anticholinerge Wirkung: Kein Mundtrockenheit, Verstopfung wie bei TZA
Vergleich mit Mirtazapin
Mianserin ist chemisch eng verwandt mit Mirtazapin. Mirtazapin ist sozusagen der "Nachfolger" von Mianserin und wird heute häufiger eingesetzt, da es besser untersucht ist. Beide haben einen ähnlichen Wirkmechanismus und ähnliche Nebenwirkungen.
Anwendungsgebiete
Mianserin ist für die Behandlung von Depressionen zugelassen:
| Anwendungsgebiet | Besonderheiten |
|---|---|
| Depression | Besonders bei Depression mit Schlafstörungen und Unruhe |
| Depression bei älteren Patienten | Gut verträglich wegen fehlender anticholinerger Nebenwirkungen |
Wann ist Mianserin besonders geeignet?
Mianserin kann eine gute Wahl sein bei:
- Depression mit Schlafstörungen: Die sedierende Wirkung hilft beim Einschlafen
- Depression mit Unruhe und Angst: Beruhigende Wirkung
- Älteren Patienten: Keine anticholinergen Nebenwirkungen (kein Harnverhalt, keine Verwirrtheit)
- Unverträglichkeit von TZA: Wegen anticholinerger Nebenwirkungen
- Unverträglichkeit von SSRI: Als Alternative bei Nebenwirkungen
Warum wird Mianserin heute seltener eingesetzt?
Mianserin hat heute eine untergeordnete Rolle, weil:
- Mirtazapin als Nachfolger besser untersucht und häufiger verfügbar ist
- SSRI/SNRI meist als Erstlinientherapie bevorzugt werden
- Seltene, aber schwere Nebenwirkung: Blutbildveränderungen (Agranulozytose)
- Starke Gewichtszunahme als Problem
- Starke sedierende Wirkung nicht immer erwünscht
Dosierung und Einnahme
Die Dosierung von Mianserin wird individuell angepasst und langsam eingeschlichen.
Dosierung bei Depression
- Startdosis: 30 mg/Tag abends
- Steigerung: Nach 1 Woche auf 60 mg/Tag möglich
- Erhaltungsdosis: 30-90 mg/Tag
- Maximaldosis: 90 mg/Tag (in Ausnahmefällen bis 120 mg/Tag)
- Einnahme: Als Einzeldosis abends oder aufgeteilt (2x täglich)
Dosierung bei älteren Patienten
- Startdosis: 30 mg/Tag abends
- Erhaltungsdosis: 30-60 mg/Tag (meist ausreichend)
- Vorsichtige Dosissteigerung wegen erhöhter Empfindlichkeit
💡 Wichtige Einnahmehinweise
- Zeitpunkt: Abends vor dem Schlafengehen wegen sedierender Wirkung
- Mit/ohne Essen: Unabhängig von Mahlzeiten
- Sedierende Wirkung: Sofort spürbar (erste Nacht)
- Antidepressive Wirkung: Erst nach 2-4 Wochen
- Regelmäßigkeit: Täglich zur gleichen Zeit
- Nicht abrupt absetzen: Langsam ausschleichen
Wann wirkt Mianserin?
Wie bei anderen Antidepressiva tritt die Wirkung verzögert ein:
- Sedierende Wirkung: Sofort spürbar (erste Nacht) – verbessert schnell den Schlaf
- Angstlösende Wirkung: Nach etwa 1 Woche
- Erste antidepressive Verbesserungen: Nach 1-2 Wochen
- Deutliche Besserung: Nach 2-4 Wochen
- Volle Wirkung: Nach 4-6 Wochen
Der große Vorteil von Mianserin ist, dass die Schlafverbesserung sofort eintritt, was vielen Patienten hilft, die ersten Wochen bis zur antidepressiven Wirkung zu überbrücken.
Nebenwirkungen von Mianserin
Mianserin hat weniger anticholinerge Nebenwirkungen als trizyklische Antidepressiva, aber andere charakteristische Nebenwirkungen.
Sehr häufige Nebenwirkungen
- Müdigkeit und Schläfrigkeit (sehr häufig, besonders zu Beginn) – bis zu 50%
- Gewichtszunahme (durch Histamin-Blockade und Appetitanregung) – häufig
- Gesteigerter Appetit – besonders Heißhunger auf Kohlenhydrate
Häufige Nebenwirkungen
- Schwindel (besonders beim Aufstehen)
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Mundtrockenheit (seltener und schwächer als bei TZA)
- Kopfschmerzen
- Ödeme (Wassereinlagerungen)
Gelegentliche Nebenwirkungen
- Gelenkschmerzen
- Hautausschlag
- Leberfunktionsstörungen
- Zittern (Tremor)
Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen
- Blutbildveränderungen (Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie)
- Krampfanfälle (selten)
- Manie oder Hypomanie (bei bipolarer Störung)
- Leberschäden (sehr selten)
🩸 Wichtig: Blutbildkontrollen!
Eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung von Mianserin sind Blutbildveränderungen, insbesondere Agranulozytose (starke Verminderung der weißen Blutkörperchen). Dies tritt meist in den ersten Wochen der Behandlung auf.
Symptome einer Agranulozytose:
- Fieber, Halsschmerzen, grippale Symptome
- Entzündungen im Mund
- Allgemeines Krankheitsgefühl
Bei diesen Symptomen sofort den Arzt kontaktieren! Regelmäßige Blutbildkontrollen sind wichtig, besonders in den ersten Monaten (z.B. alle 4 Wochen in den ersten 3 Monaten).
Vorteile gegenüber TZA
Im Vergleich zu trizyklischen Antidepressiva hat Mianserin folgende Vorteile:
- KEINE anticholinergen Nebenwirkungen: Kein Harnverhalt, keine Verstopfung, keine Verwirrtheit
- Besser für ältere Menschen geeignet
- Keine Herzrhythmusstörungen wie bei TZA
- Sicherer bei Überdosierung als TZA
Gewichtszunahme durch Mianserin
Gewichtszunahme ist eine sehr häufige Nebenwirkung von Mianserin, ähnlich wie bei Mirtazapin:
- Starke Appetitanregung durch Histamin-Blockade
- Heißhunger besonders auf Kohlenhydrate und Süßes
- Verlangsamter Stoffwechsel
- Gewichtszunahme von 3-7 kg häufig, manchmal deutlich mehr
- Wassereinlagerungen (Ödeme) tragen zusätzlich bei
Strategien gegen Gewichtszunahme:
- Bewusste, kontrollierte Ernährung von Beginn an
- Regelmäßige Bewegung trotz Müdigkeit
- Heißhunger-Attacken durch gesunde Snacks kontrollieren
- Gewicht regelmäßig kontrollieren
- Bei starker Zunahme mit Arzt über Alternativen sprechen
Sedierende Wirkung
Die starke sedierende (müde machende) Wirkung ist charakteristisch für Mianserin:
Vorteile der Sedierung
- Schnelle Verbesserung von Schlafstörungen
- Beruhigung bei Unruhe und Angst
- Hilfreich in den ersten Wochen bis die antidepressive Wirkung einsetzt
Nachteile der Sedierung
- Müdigkeit und Schläfrigkeit tagsüber (besonders zu Beginn)
- Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Kann zu sozialer Isolation führen
Umgang mit Müdigkeit:
- Einnahme abends vor dem Schlafengehen
- In den ersten Tagen/Wochen Vorsicht bei Auto fahren und Maschinen bedienen
- Die Müdigkeit lässt oft nach einigen Wochen nach
- Bei anhaltender Tagesmüdigkeit eventuell Dosisreduktion
Absetzerscheinungen
Mianserin sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da Absetzerscheinungen auftreten können:
Mögliche Absetzerscheinungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen und Unruhe
- Schwitzen
- Stimmungsverschlechterung
- Angst
Die Absetzerscheinungen sind meist milder als bei SSRI, können aber dennoch unangenehm sein.
Richtig ausschleichen
- Dosisreduktion: Alle 1-2 Wochen um 30 mg reduzieren
- Bei 30 mg: Eventuell noch 1-2 Wochen auf 15 mg (halbe Tablette), dann absetzen
- Bei Absetzerscheinungen: Langsamer reduzieren oder zur letzten Dosis zurückkehren
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Mianserin hat weniger Wechselwirkungen als trizyklische Antidepressiva, aber einige wichtige Interaktionen sind zu beachten:
Wichtige Wechselwirkungen
| Medikamentengruppe | Wirkung/Risiko |
|---|---|
| MAO-Hemmer | Gefährlich! Mindestens 14 Tage Abstand erforderlich |
| Andere sedierende Medikamente | Verstärkte Müdigkeit und Sedierung |
| Alkohol | Verstärkte sedierende Wirkung, Sturzrisiko |
| Blutdrucksenker | Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung |
| Warfarin (Blutverdünner) | Verstärkung der gerinnungshemmenden Wirkung |
Weitere Wechselwirkungen
- Benzodiazepine: Verstärkte Sedierung
- Antihistaminika: Verstärkte Müdigkeit
- Carbamazepin, Phenytoin: Können Mianserin-Spiegel senken
Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen
Absolute Kontraindikationen
- Manie oder Hypomanie (aktuell)
- Schwere Lebererkrankungen
- Gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern
- Überempfindlichkeit gegen Mianserin
- Blutbildveränderungen in der Vorgeschichte
Relative Kontraindikationen (Vorsicht geboten)
- Bipolare Störung: Kann Manie auslösen
- Epilepsie: Krampfschwelle kann gesenkt werden
- Diabetes: Gewichtszunahme kann Blutzucker verschlechtern
- Herzerkrankungen: Wegen möglichem niedrigen Blutdruck
- Glaukom: Vorsicht geboten (aber weniger problematisch als bei TZA)
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Datenlage zu Mianserin in Schwangerschaft und Stillzeit ist begrenzt:
- Schwangerschaft: Nur bei strenger Indikation, SSRI meist sicherer
- Stillzeit: Mianserin geht in die Muttermilch über – Stillzeit nicht empfohlen
SSRI wie Sertralin gelten in der Schwangerschaft als besser untersucht und sicherer.
Kinder und Jugendliche
Mianserin ist für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen. Die Sicherheit und Wirksamkeit in dieser Altersgruppe ist nicht ausreichend untersucht.
Mianserin und Autofahren
Mianserin beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit erheblich, besonders zu Beginn der Behandlung:
- Starke Müdigkeit und Schläfrigkeit
- Schwindel und Benommenheit
- Verlangsamte Reaktionszeit
- Niedriger Blutdruck kann zu Schwarzwerden vor Augen führen
🚗 Vorsicht im Straßenverkehr!
In den ersten Wochen der Behandlung sollten Sie kein Auto fahren. Die sedierende Wirkung ist anfangs am stärksten. Auch später ist Vorsicht geboten. Testen Sie, wie Sie auf das Medikament reagieren, und seien Sie ehrlich zu sich selbst bezüglich Ihrer Fahrtüchtigkeit.
Alkohol und Mianserin
Der Konsum von Alkohol während der Behandlung mit Mianserin sollte vermieden werden:
- Starke Verstärkung der sedierenden Wirkung
- Erhöhtes Sturzrisiko
- Verstärkung des blutdrucksenkenden Effekts
- Erhöhtes Risiko für Bewusstseinsstörungen
- Verschlechterung der Depression
Überdosierung
Eine Überdosierung mit Mianserin ist weniger gefährlich als mit trizyklischen Antidepressiva, kann aber dennoch schwerwiegend sein:
Symptome einer Überdosierung
- Starke Müdigkeit bis Bewusstlosigkeit
- Niedriger Blutdruck
- Beschleunigter Herzschlag
- Schwindel
- Krampfanfälle (selten)
- Atemdepression (in schweren Fällen)
🆘 Bei Überdosierung
Rufen Sie sofort den Notruf 112 an! Eine Überdosierung mit Mianserin erfordert medizinische Überwachung, auch wenn sie meist weniger gefährlich ist als bei TZA.
Vergleich mit anderen Antidepressiva
| Wirkstoff | Besonderheiten |
|---|---|
| Mianserin (TetraCA) | Stark sedierend, Gewichtszunahme, keine anticholinergen NW, Blutbildkontrollen |
| Mirtazapin | Sehr ähnlich, aber besser untersucht und häufiger eingesetzt, "Nachfolger" |
| Imipramin (TZA) | Ähnlich alt, aber anticholinerge NW, kardiotoxisch |
| Sertralin (SSRI) | Moderne Alternative, weniger sedierend, weniger Gewichtszunahme |
| Trazodon | Ebenfalls sedierend, oft als Schlafmittel genutzt |
Wann ist Mianserin die richtige Wahl?
Mianserin kann besonders geeignet sein bei:
- Depression mit schweren Schlafstörungen: Sofortige Schlafverbesserung
- Depression mit Angst und Unruhe: Beruhigende Wirkung
- Älteren Patienten: Keine anticholinergen Nebenwirkungen
- Unverträglichkeit von SSRI: Aufgrund von Nebenwirkungen oder Unwirksamkeit
- Patienten die Mirtazapin nicht bekommen können: Als enge Alternative
Weniger geeignet ist Mianserin bei:
- Patienten mit Gewichtsproblemen oder Diabetes
- Menschen, die tagsüber leistungsfähig sein müssen
- Wenn Sedierung nicht erwünscht ist
- Depression mit starkem Antriebsmangel (eher aktivierende Antidepressiva wählen)
- Blutbildveränderungen in der Vorgeschichte
Langzeitbehandlung
Empfohlene Behandlungsdauer
- Erste depressive Episode: Mindestens 6-12 Monate nach Besserung
- Rückfälle: 12-24 Monate oder länger
- Chronische Depression: Oft unbegrenzt
Regelmäßige Kontrollen
Bei Langzeittherapie mit Mianserin sind regelmäßige Kontrollen wichtig:
- Blutbild: Alle 4 Wochen in den ersten 3 Monaten, dann bei Symptomen
- Gewicht: Regelmäßig kontrollieren
- Blutdruck: Besonders zu Beginn
- Leberwerte: Gelegentlich überprüfen
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Macht Mianserin abhängig?
Nein, Mianserin macht nicht abhängig im medizinischen Sinne. Es gibt kein Verlangen nach höheren Dosen. Allerdings können beim Absetzen Absetzerscheinungen auftreten, weshalb ein langsames Ausschleichen wichtig ist.
Was ist der Unterschied zu Mirtazapin?
Mianserin und Mirtazapin sind chemisch eng verwandt und haben einen ähnlichen Wirkmechanismus. Mirtazapin ist der "Nachfolger" von Mianserin, ist besser untersucht und wird heute häufiger eingesetzt. Beide haben ähnliche Nebenwirkungen (Sedierung, Gewichtszunahme).
Warum muss ich Blutbildkontrollen machen?
In seltenen Fällen kann Mianserin zu schweren Blutbildveränderungen (Agranulozytose) führen. Regelmäßige Kontrollen in den ersten Monaten helfen, dies frühzeitig zu erkennen. Bei Fieber oder Halsschmerzen sollten Sie sofort Ihren Arzt kontaktieren.
Kann ich mit Mianserin abnehmen?
Nein, im Gegenteil. Gewichtszunahme ist eine sehr häufige Nebenwirkung von Mianserin. Wenn Gewicht ein Problem ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt über Alternativen wie Bupropion oder SSRI sprechen.
Hilft Mianserin sofort beim Schlafen?
Ja, die sedierende Wirkung tritt sofort ein, oft schon in der ersten Nacht. Dies ist ein großer Vorteil für Patienten mit Schlafstörungen. Die antidepressive Wirkung braucht aber wie bei anderen Antidepressiva 2-4 Wochen.
Ist Mianserin besser als trizyklische Antidepressiva?
"Besser" ist relativ, aber Mianserin hat wichtige Vorteile: keine anticholinergen Nebenwirkungen (kein Mundtrockenheit, Harnverhalt, Verwirrtheit), keine Herzrhythmusstörungen, sicherer bei Überdosierung. Allerdings ist das Blutbildrisiko zu beachten.
Kann ich Mianserin dauerhaft einnehmen?
Ja, Mianserin kann bei Bedarf über Jahre eingenommen werden. Wichtig sind regelmäßige Blutbildkontrollen (besonders am Anfang) und Gewichtsmonitoring. Es gibt keine bekannten Langzeitschäden bei korrekter Anwendung.
Zusammenfassung
Mianserin ist ein tetrazyklisches Antidepressivum mit starker sedierender Wirkung. Es eignet sich besonders bei Depressionen mit Schlafstörungen und Unruhe, wird heute aber seltener eingesetzt als modernere Alternativen.
Wichtigste Punkte:
- Tetrazyklisches Antidepressivum mit einzigartigem Wirkmechanismus
- Stark sedierend – gut bei Schlafstörungen, aber Tagesmüdigkeit
- Häufige Gewichtszunahme durch Appetitanregung
- KEINE anticholinergen Nebenwirkungen (Vorteil gegenüber TZA)
- Gut für ältere Patienten geeignet
- Wichtig: Regelmäßige Blutbildkontrollen (Agranulozytose-Risiko)
- Abends einnehmen wegen sedierender Wirkung
- Sofortige Schlafverbesserung, antidepressive Wirkung nach 2-4 Wochen
- Chemisch verwandt mit Mirtazapin (modernerer "Nachfolger")
- Heute meist als Alternative wenn andere Medikamente nicht vertragen werden
- Langsam ausschleichen beim Absetzen
💡 Wichtigster Rat
Mianserin ist ein bewährtes Antidepressivum mit starker sedierender Wirkung, das besonders bei Depression mit Schlafstörungen helfen kann. Der große Vorteil gegenüber trizyklischen Antidepressiva sind die fehlenden anticholinergen Nebenwirkungen. Achten Sie auf regelmäßige Blutbildkontrollen in den ersten Monaten und seien Sie vorsichtig mit Gewichtszunahme. Heute wird meist Mirtazapin als enger Verwandter bevorzugt, aber Mianserin bleibt eine gute Alternative. Nehmen Sie das Medikament abends ein und rechnen Sie mit Müdigkeit, besonders zu Beginn.